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Zum Feierabend
Großvaters erster Arbeitstag in Deutschland
Eine Anekdote aus den Anfangsjahren in Deutschland
Barbara Wachtelschneider und ihre Tochter Theresia Schuster beim Ausfahren des Kühleises in der Budapester Franzstadt (Ferencváros) 1943
Im April und Mai 1946 wurden in fünf Transporten – welch ein Wort für die Beförderung von Menschen – etwa 6000 Deutsche aus der bei Budapest gelegenen Großgemeinde Soroksár nach Deutschland vertrieben. Dieser Aktion gingen schlimme Vorkommnisse in der überwiegend von Deutschen – hauptsächlich Franken und Schwaben – bewohnten Gemeinde voraus: Verhöre, Folterungen, Internierungen und Misshandlungen, dazu Entrechtung, Enteignung und das Verbot, die deutsche Muttersprache zu sprechen.
So kamen wir Schicksalsgenossen dann nach etwa achttägiger Fahrt in Viehwaggons als mittellose Bettler mit wenigen Habseligkeiten in der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands an. Ziele der Reisen waren Augsburg, Göppingen, Aalen-Wasseralfingen bzw. Nürtingen, Böblingen und Backnang.
Meine Familie mit Anhang wurde in das Barackenlager am Rucken in Wasseralfingen einquartiert. Das Lager diente bis zum Kriegsende als Heimstatt hunderter Fremdarbeiter und Kriegsgefangener aus Osteuropa und war nach jahrelanger Nutzung in einem erbärmlichen Zustand. Von hier aus wurden die bedauernswerten Menschen zur Zwangsarbeit in die beiden ansässigen wichtigen Industriebetriebe unter strenger Bewachung geführt und nach Arbeitsende wieder zurückgebracht.
Diese triste Unterkunft war jetzt zunächst für etwa fünfhundert Soroksárer – die anderen Landsleute zogen es vor nach Nürtingen gebracht zu werden – zum kurzfristigen Domizil. [...]