archivierte Ausgabe 11/2012 |
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Zum Feierabend |
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Von Tabakpflanzern und Schwarzhändlern |
Anekdote aus den Anfangsjahren in Deutschland |
Mein Großvater Michael S. (* 1894 in Harast, Dunaharaszti) war leidenschaft- licher Zigarettenraucher. »Dei Dummhait« wie Großmutter zu sagen pflegte, hatte er schon mit dreizehn Jahren angefangen.
Damals wurde er von seiner kinderlosen Tante, die nach Soroksár geheiratet hatte, an Kindes statt angenommen. Zunächst arbeitete er bei seinem Pflege- vater in dessen kleiner Landwirtschaft mit, denn er hatte ja bereits seine, damals übliche Schulzeit von sechs Jahren absolviert.
Mit dreizehn eröffnete sich ihm dann plötzlich eine gute Chance, um Geld zu verdienen. Die WMF-Werke in Csepel suchten Hilfskräfte für die Arbeiten in ihrer großen Eisengießerei. Großvater war damals schon recht groß – er sollte es später auf ein in der damaligen Zeit seltenes Gardemaß von 1,82 cm bringen – und wurde angenommen. Er kam als Schmelzhelfer an einem Kupolofen zum Einsatz. An diesen Öfen wurde mit Hilfe von Koks Roheisen und Eisenschrott geschmolzen. Heute würde man sagen, er nahm einen absoluten Knochenjob an. Zwangsläufig – fast alle Arbeiter rauchten – begann hier seine »Raucherkarriere«.
Bei der Vertreibung im Mai 1946 folgte für Großvater eine schlimme Zeit der Abstinenz und fast hätte er Großmutter durch die Aufgabe seines Lasters ihr Vertreibungstrauma etwas erträglicher gemacht.
Doch es sollte alles ganz anders kommen! Tabak war in der damaligen Zeit eines der gefragtesten Güter auf dem Schwarzmarkt, und wer Tabak oder Zigaretten anbieten konnte, hatte über Tauschaktionen die Möglichkeit an andere lebenswichtige Waren heranzukommen!
Meine Großeltern, mein Onkel mit seiner kleinen Familie und meine Familie kamen mit dem 3.Transport (1000 Menschen) in das Ruckenlager nach Wasseralfingen. Nach etwa 10 Tagen wurden wir auf die umliegenden Städte, Dörfer und Weiler »verteilt«.
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