Am 4. Oktober trafen sich im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen etwa 25 Spätheimkehrer mit Angehörigen, um ihrer am 4. Oktober 1953 im Terrorlager Tiszalök erschossenen Kameraden zu gedenken. Richter begrüßte die Teilnehmer, die ehemaligen Kriegsgefangenen mit Angehörigen und Dr. Mathias Beer, Geschäftsführer des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen. Am Institut in Tübingen werden Zeitzeugendokumente zur Geschichte des Lagers Tiszalök gesammelt. Sie sollen die Grundlage für die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte des Lagers bilden.
Seit 64 Jahren ist der Zweite Weltkrieg beendet, ein schweres Kapitel unserer Geschichte. Nicht beendet sind jedoch die einzelnen Geschichten vieler Donauschwaben, Lebensläufe, die durch schwere Schicksalsschläge gekennzeichnet sind. So sind etwa 1200 ungarndeutsche Kriegsgefangene nach mehrjähriger sowjetischer Kriegsgefangenschaft noch einmal drei bis fünf Jahre in Ungarn unter grausamen Lebensbedingungen in Straflagern zu Zwangsarbeit missbraucht worden. Erst durch den entschlossenen Einsatz des US-Hochkommissars John Mc Cloy und der Mobilisierung der ungarndeutschen Landsleute in Westdeutschland vor allem durch den Stuttgarter CDULandtagsabgeordneten Dr. Ludwig Leber, sind wir Ende 1953 und 1955 entlassen worden. In Ungarn bauten wir eine chemische Fabrik in Kazincbarcika, nahe Miskolc, und ein Wasserkraftwerk mit Stauanlage, nahe Tokaj. Unsere Leidensgeschichte wurde teilweise literarisch und künstlerisch aufgearbeitet, doch fehlt eine zusammenhängende Gesamtdarstellung.
Georg Richter