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Zum Feierabend
Eine Geschichte aus Kaposszekcsö

Unterm Joch

Von Heinrich Oppermann
Unterm Joch
Schwabenball 1961, Braut mit Eltern und Großmutter Theresia Herzog (Pozl Wirtin) sowie deren Tochter Resi mit Mann
Als die Front am Dorf vorbei war und auch das letzte eingefangene und tragende Pferd seinem rechtmäßigen Besitzer übergeben werden musste, und unsere aus dem Stall geführten Pferde von der Front allein nicht zurückfanden, lernten wir im zeitigen Frühjahr zwei Jungrinder ein, unterm Joch den Wagen zu ziehen. Die Rinder waren noch sehr jung und schmächtig, das eine noch nahezu ein Kalb, doch sehr gelehrig und folgsam. Nach wenigen Tagen, wo die Rinder rechts und links neben dem Joch geführt wurden, liefen sie bald allein unterm Joch, mit Leinen im Nasenring, über Führungsringe im Joch, vom Kutscher nach rechts und links gesteuert. Beim Ackern liefen sie brav in der Furche, wurden am Ende des Ackers von uns Jungen in die entgegenlaufende Furche geführt und sie schritten dann stetig und ungeführt geradeaus vor dem Pflug, nur vom Pflüger gelenkt und mit einer Gerte ermuntert. Sie ermüdeten aber alsbald, trotteten nur noch langsam vor dem Wagen heimwärts. Auf den Wiesen neben der Straße zur Bahnstation der Stadt, wurde seit Tagen eine riesengroße Herde junger Rinder und Ochsen gehütet, die von einer russischen, Wachmannschaft begleitet wurde. Tiere aus Stallungen und Herden in der Nähe der Frontkämpfe diesseits und jenseits des Plattensees, die als Beuteherde südwärts getrieben und auf unseren Wiesen mit frühlingsfrischem Gras wegtriebtauglich gegrast wurden. Großvater kam auf die Idee, mit der Wachmannschaft zu verhandeln und die Rinder gegen kräftigere Jungochsen einzutauschen. Erste Gespräche hatte er be-reits bei einer Flasche Selbstgebranntem geführt. Bei wärmender Frühlingssonne lenkten wir unser Jungrindergespann die Straße hinauf zur Beuteherde. Auf dem holprigen Weg beratschlagten Vater und Großvater vorn auf dem Lenker- und Sitzbrett ihr Vorgehen, ich saß im Wagenkasten als stiller Beobachter und Hüter der Verhandlungsmasse. Während der Verhandlung sollte ich die Rinder, vom Joch befreit und am Wagen festgebunden, füttern und beaufsichtigen. Wagen und Joch waren schon heimwärts gestellt. Die Herde war unübersehbar, über die Wiesen breit verteilt. Am Rand der Straße lungerten bärtige Bewacher in abgetragener Uniform, die Gewehre in der Wiese zu Pyramiden aufgestellt, und dösten in der Vormittagssonne. Großvater und Vater begannen ihre Verhandlung mit dem Natschalnik der Truppe, opferten ein erstes Gefäß und zogen mit dem Rädelsführer zum Rindergespann, wo sie nach Sondierung und Begutachtung der Tiere im Grase, mit dem Glase, weiter debattierten und gestikulierten. Großvater hatte aus dem vorangegangenen Feldzug gegen die Italiener, neben einigen Streifschüssen und Schürfwunden, einige serbisch-kroatische Wortfetzen mitbekommen und der Russe griff in diesem Krieg einige Brocken Ungarisch auf und so handelte man mit wenig Kriegsworten und viel Zivil-Zeichensprache und Ochsenbetasten, wieder Nachgießen, neue Ochsen herantreiben und wieder weg, man wollte stärkere und musste wieder nachgießen, suchte zwei kräftige Jungochsen aus und wurde sich bei der dritten Flasche einig. Die Sonne stand im Zenit, die Väter hatten die Rinder schon an der Leine, da ertönte ein Pfiff. Die Herdehüter sprangen zu ihren Gewehren und der Verhandlungsführer machte uns ein Zeichen, zu verschwinden. Von der Station her näherte sich ein Jeep, der langsam an der Herde und der Wächtertruppe vorbeitrudelte und vor dem, nun schon wieder eingejochten Gespann, hielt. Ein Offizier stieg aus und zog unseren Verhandlungspartner zur Seite, der fuchtelnd mit ihm sprach und laut Anweisungen gab. Der Unterhändler rückte seine Mütze zurecht, zog seine Joppe im Koppel straff und brüllte die Befehle weiter. Die Straße wurde abgesperrt, der Jeep wendete, gab uns frei und winkte: »Dawei, dawei!« Und die Rinder schoben mit dem Wagen heimwärts. In unserem Rücken begann ein lautes Treiben und Schnaufen und Muhen.  []
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