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Titelthema

Fastenzeit und Ostern in Cikó

Brauchtum in einer ungarndeutschen Gemeinde
Fastenzeit und Ostern in Cikó
Kalvarienberg in Cikó mit Kreuzwegstationen in heutiger Zeit
Einsender: Helmut Hüber
Am Aschermittwoch begann die 40-tägige Fastenzeit. Musik war in dieser Zeit nicht erlaubt. Ebenso Hochzeiten, die mit großer Festlichkeit verbunden waren. Die Kleidung der Frauen war dunkel, die Kopftücher waren schwarz.

Am Gründonnerstag verstummten alle Glocken. Wir Kinder meinten, sie flogen nach Rom. Anstatt zu läuten, gingen die »Ratsche-Buben« im Dorf umher und riefen die Leute (je nach Tageszeit: morgens, zum Mittagsgebet oder abends) zur Kirche zusammen. Jede Gasse (Straße) hatte ihre eigenen Ratsche-Buben. Einer von ihnen hielt einen Stock in der Hand. Wenn er diesen hochhob, mussten alle mit dem Ratschen aufhören. Auch im Kirchturm war eine große Ratsche, die von Gründonnerstag bis zur Auferstehung am Karsamstag das Glockengeläute ersetzte. Gründonnerstagabend gingen Jung und Alt auf den Kalvarienberg, um zu beten. Nach altem Brauch wurden drei Rosenkränze gebetet, einer stehend, einer kniend und einer sitzend. Dazwischen sangen die Jüngeren Fasten-lieder.

Den Todestag Jesu Christi feierte die ganze Pfarrgemeinde sehr gefühl- und würdevoll, indem man Jesu Leidensweg symbolisch nachvollzog und das Kreuz zum Grabe trug. Das Grab wurde an der hinteren Seite der Kirche, rechts neben dem Haupteingang, eingerichtet. Es war ein schwarz gestrichenes Holzgrab, das die Schulklassen 5 und 6 rundherum schön mit Blumen schmückten. Innen legten sie es mit Moos aus, das sie von weit her, vom Harsányi (Heilmann), holten. Im Hintergrund des Grabes stand auf einer Empore, von brennenden Kerzen umgeben, die Monstranz mit dem Allerheiligsten. Auf dem Grabrand wurden viele »Wachsstöcke« abgestellt und an- gezündet.

Am Karfreitag war die Kirche immer ganz voll, denn es war ja der Todestag Jesu Christi und da wollte jeder dabei sein. Der Chor sang die »Passion«, anschließend legte man das Kreuz Christi ins Grab. Auch die Holzschnitzerei »Jesus im Grabe« wurde in dieser Zeit verwendet. Diese Statue war 1887 vom Sohn Josef des Adam Schmalz gestiftet und in Gröden in Tirol geschnitzt worden. Bei der Grablege sang der Chor »Jesus wird ins Grab gesenkt, Christenseelen das bedenkt. Was wir hier gesündigt haben, sei nun auch mit Ihm begraben. Deine Leiden und Beschwerden, lass uns doch zum Heile werden.« Ab da wurde beim Heiligen Grab Tag und Nacht Wache gehalten. Die meisten Gemeindemitglieder zogen betend, opfernd, oft mit brennendem Wachsstock in der Hand am Grabe Christi vorbei. Auch ansonsten wurde die Fastenzeit streng eingehalten. Am Karfreitag gab es mittags nur kaltes Essen, das schon am Gründonnerstag vorbereitet wurde, so z.B. saure Bohnen und gebackene Dammnudeln, dazu Dunstobst (Eingemachtes) oder getrocknetes Obst (Hutzl). Viele ältere Leute aßen den ganzen Tag nicht, bis am Abend die Sterne an Himmel zu sehen waren. Am Karfreitagnachmittag ging eine Prozession von der Kirche zum Kalvarienberg. Die Schulkinder nahmen klassenweise daran teil. Unter Leitung des Pfarrers blieb man vor jeder der 14 Stationen stehen und betete. Alle Stationen waren aus Backsteinen gemauert, kleine Kapellchen mit Bildern des Kreuzweges.

Der Text, in dem das Brauchtum in Cikó vor dem 2. Weltkrieg beschrieben wird, ist – mit geringen redaktionellen Änderungen – dem 1991 herausgegebenen Heimatbuch »Cikó« entnommen.
Lesen Sie mehr in der Printausgabe.

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