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Berichte aus Ungarn
2009 wird langes Jahr
Die Annahme des Staatshaushalts für 2009 markierte eine Zäsur in der ungarischen Politik: Es wurde nicht nur die Politik im Zusammenhang mit der »Legitimitätskrise«, die eine Folge der berühmt-berüchtigten Rede von Balatonszöd war, beendet. Auch die Debatte über die Handlungsfähigkeit der Minderheitsregierung wird heute unter anderem Vorzeichen geführt. Von jetzt an werden wir bis zum Frühjahr 2010 Zeugen eines langen Wahlkampfes sein, der aller Voraussicht nach im Zeichen der hiesigen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise stehen wird. Bei den im kommenden Juni anstehenden Europawahlen werden weder die europapolitischen Strategien der Parteien noch die Politik der EU im Mittelpunkt stehen, sondern vielmehr die Innenpolitik. Nach der Europawahl 2004 wurde der damalige Premier Medgyessy demontiert, als Folge der Volksabstimmung im März 2008 wiederum zerfiel die linksliberale Regierungskoalition. Der Stellenwert der diesjährigen Europawahlen wird außerdem dadurch erhöht, dass die Parlamentswahlen 2010 nur zehn Monate später stattfinden werden. So kann der diesjährige Urnengang gleichsam als erste Wahlrunde der Wahlen 2010 betrachtet werden. Ein überlegener Wahlsieg des Fidesz dürfte zu erheblichen Konvulsionen in den Reihen MSZP führen. Demgegenüber muss die MSZP alles daran setzen, eine Wahlschlappe zu vermeiden, weil sie mit leidlichen Chancen in die Wahlen 2010 geht. Für den SZDSZ und das MDF gilt das Erreichen der Fünf-Prozent-Hürde als vorrangiges Ziel. Beide Parteien müssen zumindest einen Kandidaten ins Europarlament bringen, um zu zeigen, dass sie eine Existenzberechtigung und reale Aussichten haben, 2010 wieder ins Parlament zu gelangen.
WH

800.000 bis 900.000 Roma in Ungarn

Die Budapester Zeitung brachte in ihrer Nummer 48 ein längeres Gespräch mit einem Zigeunerleiter Aladár Horváth. Es geht im Interview um die Integration der Zigeuner in Ungarn. Das ist ein zentrales Problem im Lande, wenn man bedenkt, dass die Zahl der Roma in Ungarn nach Horváth auf 800.000 bis 900.000 geschätzt werden kann. Debatten gibt es in ihrer Benennung und vor allem in ihrer Integration, in ihrer Identität. Die von ihm geleite Stiftung für die Bürgerrechte der Roma tut außerordentlich viel für diese »Menschenmasse jenseits der Gesellschaft«.
WH

Neue Kirche in Budapest-Ujpalota
Im beinahe 40.000 Einwohnern zählenden Budapester Stadtteil Újpalota entstand auf dem von der Stadtverwaltung geschenkten Grundstück die neue katholische Kirche, die der kürzlich selig gesprochenen Sára Salkaházi geweiht wurde. Die Weihe wurde vom Kardinal Péter Erdö im Beisein von Erzbischof Balázs Bábel von Kalocsa-Kecskemét vorgenommen. Dem Festakt wohnten die Weihbischöfe György Udvardy und János Székely bei. Die im früheren Parteihaus versammelten Gläubigen äußerten ihre Hoffnung, dass sich die Kirche und die Kirchengemeinde weiter entwickeln werden. Die neue Kirche ist das Symbol des Zusammenhaltens der hier lebenden Gemeinde. Vielversprechend ist auch die Tatsache, dass der sozialistische Bürgermeister László Hajdu Mitglied des Kommitees zum Aufbau der Kirche war. Er bezeichnete die Weihe der neuen Kirche als ein außerordentliches Ereignis in der Geschichte des Stadtbezirkes, als einen Wendepunkt im Leben der Wohnsiedlung. Für ein folgenswertes Beispiel hielt er die Zusammenarbeit dieses Stadtbezirkes. Im Sozialismus wurden zu den neuen großen Wohnblocks keine Kirchen gebaut. Solche Ereignisse seien ermutigend für die ganze Nation, meinte Kardinal Péter Erdö.
WH

Katholische Schulen in Ungarn

Vor der politischen Wende 1989 gab es im sozialistischen Ungarn immerhin acht katholische Gymnasien. Vor 15 Jahren nahmen am 15. Januar 1994 mehr als 1500 Pädagogen an der Konferenz der Ungarischen Katholischen Bischofskonferenz über die Lage der katholischen Schulen teil. Wie der damalige Bildungsminister Franz Madl betonte, betrug der Anteil der konfessionellen Schulen der verschiedenen Konfessionen in Ungarn lediglich 2,9 %, während der Anteil dieser Schulen im Westen annähernd 50 % erreichte. Nach der Ansicht des damaligen Unterrichtskommissars, des Benediktinerpriors in Tihany Richard Korzenszky strebte die Kirche die Gleichstellung mit den staatlichen Schulen an. Er unterstrich, dass die staatlichen Schulen auch aus den Steuereinkommen der gläubigen Staatsbürger finanziert werden. Und die konfessionellen Schulen erziehen die Kinder zum Glauben, zur Menschlichkeit, zur Pflichterfüllung. Sie übernehmen mit einem Wort eine wichtige Mission in der Gesellschaft.
Allmählich begann der Ausbau des Netzes der konfessionellen, dabei der katholischen Unterrichtsinstitutionen. Heute gibt es 73 katholische Kindergärten, 106 Grundschulen, 57 Gymnasien, 17 Fachmittelschulen, 51 Schüler- und Tagesheime, 14 Kunstausbildungsschulen auf Grundstufe. In 12 erfolgt Nationalitätenunterricht mit Sprachprogrammen. In 6 Ausbildungsstätten werden Fachkräfte für Kindergärten, in 9 Institutionen findet die speziale Ausbildung für mehrfach benachteiligte Kinder statt. Derzeit erfolgt in 93 Ortschaften in katholischen Schulen Unterricht. Der Anteil der katholischen Schulen beträgt annähernd 4 % unter allen Bildungsinstitutionen. Die Gesamtzahl der Schüler der katholischen Schulen erreicht 54.751. 47 % von ihnen lernen in den Grundschulen. 28 % in den Gymnasien. 3 % in den Fachmittelschulen, 9 % besuchen die Kindergärten, 8 % bewohnen ein Internat. Unter den 5.277 Pädagogen sind 212 Ordensleute schrieb kürzlich die katholische Wochenzeitung »Uj Ember« (Neuer Mensch).
WH

Konditoreien mit Tradition
Heinrich Kugler, Franz Hager, Peter Troll und Wilhelm Rußwurm
Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstanden in den größeren Städten des damaligen Königreichs Ungarn eine Reihe von Zuckerbäckereien neuen Typs. Um nur einige zu erwähnen: Franz Hager, Andreas Schuller oder Peter Troll. Im Jahre 1841 verzeichnet dagegen der Almanach von Ottmayer schon dreizehn Konditoreien in Pest und siebzehn in Ofen. Das Jahr 1884 ist ein Meilenstein in der ungarländischen Konfiseriegeschichte: Emil Gerbeaud hat seine Tätigkeit an der Seite von Henrik Kugler begonnen und Wilhelm Rußwurm durch Heirat die Führung der Konditorei in der Ofner Festung übernommen. Außer der bis heute aktiven Konditorei Rußwurm muss auch Josef August wegen seiner ebenso berühmten und in vielen Generationen geführten Familientradition der Konfiserie Auguszt erwähnt werden. Ein dritter Dynastie-gründer der damaligen Periode war Josef Stück. Die Führung der Konditorei Kugler übernahm nach 1882 der Genfer Konditor Emil Gerbeaud. Nach der langen und ebenso glanzvollen Gerbeaud-Ära und der sozialistischen Periode, in der sie Café Vörösmarty hieß, hat die Konditorei ihren vorherigen Namen zurückbekommen. 1995 hat der deutsche Geschäftsmann Erwin Müller das traditionelle Unternehmen übernommen.
WH

Neues aus Bátaszék
In Ungarn ist es Brauch der einzelnen Gemeinden, sich jedes Jahr mit einer anderen auszutauschen, um durch Vergleiche neue Einsichten zu gewinnen. Dieses Jahr waren Künstler, Lehrer, Vertreter der Wirtschaft und Kulturschaffende aus dem Nachbarort Sárszentlöric in Bátaszék zu Gast. Man erfuhr von den Besuchern, dass es bei ihnen eine wahre Künstlerkolonie gibt, aber wegen der Arbeitslosigkeit immer mehr Bewohner wegziehen und die Zahl der Schüler ständig zurückgeht.
Schüler des Gymnasiums hatten wieder Altpapier gesammelt, so dass sie sich mit dem Erlös Schlittschuhlaufen in Fünfkirchen (Pécs) leisten konnten. Die Klasse 7 machte einen Ausflug zum Gemencer Wald, wo sie mit Hilfe des Ökozentrums an einem Naturschutzlehrgang teilnahmen, Pilze sammelten, Flöten bastelten und das bestehende Tiergehege besuchten. Eine Fahrt mit der Schmalspurbahn war der Höhepunkt am Schluss des Unternehmens.

Ein sehr bewegendes Thema in Bátaszék ist seit längerer Zeit das Vorhaben ausländischer Investoren, in der Gegend um die Stadt herum Uran zu fördern. Vor allem Vertreter der ungarischen Greenpeace-Anhänger warnten vor den Gefahren, Unannehmlichkeiten und landschaftlichen Verwüstungen als Folgen eines eventuellen Abbaus von Uran. Es gab Infostände, eine Ausstellung von Fotos vom schlimmen Zustand eines ehemaligen tschechischen Uranbergwerks und friedliche Demonstrationen unter Mottos wie »Wir wollen kein Uran in unserer Suppe und in unserem Trinkwasser«. Vorerst ist allerdings nichts entschieden, denn die seit 2007 laufenden Bodenuntersuchungen haben noch nicht erwiesen, dass sich eine Uranförderung überhaupt wirtschaftlich lohnt. Die Bürgermeister von Bátaszék, Véménd und Palotaboszok haben Dr. Pálinkás, den zuständigen Fachberater beim ungarischen Wissenschaftsministerium, in einem Brief um eine neutrale, kompetente, wissenschaftlich fundierte Aufklärung zu allen Fragen der Urangewinnung auf ihrer Gemarkung gebeten, damit man nicht auf die Erklärungen von Interessenvertretern angewiesen ist.
Gustav Bächler/Adelheid Teiber
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