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Gedenkstunde am dritten Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung

Rumänischer Staatspräsident Klaus Johannis hält Gedenkansprache
Gedenkstunde am dritten Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung
Georg Hodolitsch (rechts) mit BdV-Präsident Bernd Fabritius (links) und dem rumänischen Staatspräsidenten Klaus Johannis (Mitte)
Foto: Markus Patzke BdV
Zwei große Neuerungen brachte der dritte bundesweite Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibungen am 20. Juni 2017: Zum einen fand im Vorfeld der Gedenkstunde, zu der das Bundesministerium des Innern (BMI) erneut in den Schlüterhof des Deutschen Historischen Museums eingeladen hatte, im BMI ein Zeitzeugengespräch statt. Einige deutsche und polnische Schüler nutzten dabei die Gelegenheit, drei deutsche Zeitzeugen direkt zu ihren Erfahrungen von Flucht und Vertreibung im und nach dem Zweiten Weltkrieg zu befragen. Zum anderen hielt im Schlüterhof zum ersten Mal ein ausländischer Würdenträger die Gedenkansprache. Der rumänische Staatspräsident Klaus Johannis war gekommen und berichtete von der Geschichte Rumäniens im Hinblick auf Vertreibung, Deportation und Unterdrückung der dortigen deutschen Volksgruppen wie den Siebenbürger Sachsen oder den Banater Schwaben. Er ging aber auch auf die Herausforderungen der heutigen Zeit ein, denen sich nicht allein Rumänien oder Deutschland, sondern Europa als Ganzes zu stellen hätte. Für die musikalische Gestaltung konnte in diesem Jahr das Orchesterprojekt »Bridges – Musik verbindet« gewonnen werden, eine interkulturelle Musikinitiative aus Frankfurt am Main.

Eröffnet wurde die Gedenkstunde vom Gastgeber, Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière MdB. Ausgehend vom bewegenden Beispiel des rund 180 Jahre alten Gedichtes »Mondnacht« des oberschlesischen Dichters Joseph Freiherr von Eichendorff wies der Minister auf Werke hin, die zum deutschen »identitätsstiftenden Kulturerbe« gehören – deren Entstehungsorte heute jedoch nicht mehr in Deutschland liegen. Dieses Kulturerbe verlange daher geradezu eine aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte und vergegenwärtige auch immer wieder Krieg und Vertreibung. Daneben sei »der persönliche und lebendige Austausch junger Menschen mit noch lebenden Zeitzeugen der beste Weg«, ein fortdauerndes und mahnendes Gedenken zu erreichen. Millionen Deutsche seien »in der Folge des Zweiten Weltkrieges« geflohen oder vertrieben und von den Bewohnern ihrer Zufluchtsorte oft als Fremde behandelt worden. Zu unterschiedlich seien etwa »Mentalitäten, landsmannschaftliche Eigenheiten und christliche Konfessionsunterschiede« gewesen. Heutige Flüchtlinge hätten häufig ähnliche Probleme: Die Ablehnung allein aufgrund ihrer Fremdheit treffe auch die wirklich Schutzbedürftigen unter ihnen. Dabei sei die Lehre aus der Vergangenheit doch, den Frieden weiterzugeben, in dem man lebe, so de Maizière.

Für ein geistliches Grußwort war Erzbischof Dietrich Brauer, Oberhaupt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, nach Berlin gekommen. Der Erzbischof bekannte, dass das Thema Vertreibung ihn spätestens seit Beginn seines Pastoraldienstes begleite. Die Salzburger Kirche in Gumbinnen (Gussew), wo er seine erste Pfarrstelle hatte, sei 1732 von Protestanten errichtet worden, die aus dem Fürsterzbistum Salzburg vertrieben worden waren. Das Altarbild zeige die Flüchtlinge von damals. Die auch gegen Kirche und Glauben gerichtete Oktoberrevolution vor 100 Jahren und die Verbannung und Zerstreuung der Russlanddeutschen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges sei prägend für viele Familienbiografien. Daher gelte es, das Vertrauen auf Gott zu richten und aus der Vergangenheit die richtigen Lehren zu ziehen.

Auch der Staatspräsident von Rumänien, Klaus Werner Johannis, beklagte in seiner eindrucksvollen Rede, dass die Stimme der Erinnerung »die Waffen in unserer Welt nicht immer zum Schweigen« bringe. Trotz der Erfahrungen der Vergangenheit seien Flucht, Vertreibung und Leid bis heute weltweit zu beobachten. Der Blick auf den Zweiten Weltkrieg und seine Nachwirkungen zeige die 60 Millionen Todesopfer, darunter 40 Millionen Zivilisten. Er zeige aber auch die größten Vertreibungen der Geschichte: 30 Millionen Menschen seien damals deportiert oder vertrieben worden – darunter unzählige Deutsche. Allein aus Rumänien seien 70.000 Deutsche nach Russland deportiert worden. 10.000 Menschen hätten dies nicht überlebt. Viele Deutsche seien nach ihrer Rückkehr fremd in der eigenen Heimat und Gefangene totalitärer Regime geworden. Johannis erinnerte auch an die 200.000 Deutschen aus Rumänien, die von der Bundesrepublik in den 1970er und 1980er Jahren »freigekauft« wurden. Rumänien stehe zu diesen unauslöschlichen Teilen seiner Geschichte. »Uns damit auseinanderzusetzen, wird dazu beitragen, eine bessere Wahrnehmung zu entwickeln, über wer wir sind und was wir in Zukunft zu tun haben«, so der Staatspräsident. Heute stehe sein Land für eine vorbildliche Minderheitenpolitik, in der auch die über 800-jährige deutsche Siedlungsgeschichte einen wichtigen Platz finde. Jede nationale Minderheit werde ermutigt, »ihre Identität zu bewahren und zu pflegen und eine aktive Rolle in der rumänischen Gesellschaft zu spielen«. Die Aufarbeitung des kommunistischen Unrechts habe nicht nur zu regelmäßigem Gedenken, sondern auch zu Restitutions- und Entschädigungsgesetzen geführt, mit der vergangenes Unrecht gelindert werden solle. Dieser Weg müsse konsequent weiter beschritten werden.  [...]
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