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Zum Feierabend

Der neue Ofen

Deutschland als Bezugscheinland
Der neue Ofen
Neue Kirche in Soroksár
Foto: József Gaugesz
Meine Großmutter mütterlicherseits war eine sehr aktive, zielstrebige und hartnäckige Frau. Sie war bereits zu Hause in Schorokschar (Soroksár) die »Generalmanagerin« unserer Großfamilie. Vor allem bei unserem Kühleis-Geschäft zeigte sie sich als unermüdliche Geschäftsfrau mit dem eisernen Willen, das »Geld« zusammenzuhalten. So freute sie sich jedes Jahr, wenn man »an klana Ocka dazukaufn« (einen kleinen Acker dazukaufen) konnte, um damit die landwirtschaftliche Basis der Familie zu verbessern. Mir gegenüber – ich war ihr erster Enkel – zeigte sie sich aber sehr großzügig und brachte mir täglich, wenn sie in der Stadt (Budapest) mit dem Eiswagen unterwegs war, irgendwelche Süßigkeiten mit. Für die Familie tat sie alles, was ihr möglich war.

Als sie nach der Vertreibung im Mai 1946 mit ihrem Mann und der Familie ihres Sohnes im kleinen Weiler Niederalfingen, Gemeinde Hüttlingen, eine Bleibe fand, stand sie aber vor neuen, ungewohnten Herausforderungen.

Im alten Bauernhaus »vons Mattese« (Kaspar Wanner), wo man mit vier Personen und einem Kleinkind zwei kleine Zimmer zugeteilt bekam, zeigte sich sehr bald ihr Talent zu Organisation und Improvisation. So war sie – mit Erlaubnis der Wanners – sehr bald dabei, die große Bühne des Bauernhauses »aufzuräumen« und konnte dabei einige alte Möbelstücke für die Einrichtung der »Wohnung« finden, die sie mit Liebe und Sorgfalt wieder verwendbar machte, denn Neuanschaffungen waren in dieser Zeit nicht möglich. Auch bei den Nachbarn durfte sie auf der Bühne »stöbern, putzen und aufräumen«. So war man dann bald mit reaktivierten »second-hand-Gegenständen« eingedeckt, und die beiden Räume zeigten sich in fast nostalgischem Ambiente.

Opa und Sohn hatten auch seit Juni 1946 – elf Tage nach Ankunft im Lager Wasseralfingen – einen Arbeitsplatz in einer nahe liegenden Nägelfabrik gefunden. Es kam wieder Geld in die »Familienkasse«! Doch schon sehr bald wurde allen klar, dass mit »diesem Geld« eigentlich »frei« nichts gekauft werden konnte!

Großmutter war die Küchenbenutzung in der Bauernküche von Anfang an ein Dorn im Auge, vor allem weil in der Rauchküche für ihre Verhältnisse sehr »rustikal« hantiert wurde und sie mit ihrem Sinn für peinliche Sauberkeit immer wieder an ihre Grenzen stieß. So drehten sich ihre Gedanken immer wieder um eine Erweiterung der Wohnung, mit der Möglichkeit einer eigenen Kochgelegenheit!

Bei ihrem Bühneneinsatz hatte sie eine nicht ausgebaute Mansarde mit einem kleinen Fenster zum Hof entdeckt. Die Bauersleute hatten nichts dagegen als sie darum bat, diese als zusätzlichen Wohnraum und Küchenplatz »auszubauen«. Jetzt war das praktische Talent von Opa gefragt. Er stabilisierte die einfache Treppe, die nach oben führte und konnte auch mit entdeckten Brettern den Raum relativ dicht machen. Auch eine alte Tür wurde renoviert und eingebaut. Die dünnen Bretterwände wurden von Oma mit aus Ungarn mitgebrachten Tagesdecken behängt. Auch ein Anschluss an das Stromnetz wurde gelegt, so dass man auch eine Glühbirne als Beleuchtung installieren konnte. Ein Wasseranschluss konnte leider nicht verwirklicht werden. So war aus der relativ geräumigen Mansarde eine Wohnküche mit Schlafplätzen für zwei Personen geworden. Die anderen beiden Zimmer konnten nun von meinem Onkel und seiner Familie alleine genutzt werden.

Oma war mit dem Erreichten aber noch nicht ganz zufrieden, denn sie dachte bereits an den nahenden Winter – es war bereits September 1946 geworden. Ein Ofen musste her! Doch das war nicht so einfach. Im Haus, auf der Bühne, in der Scheune und im Keller wurde gesucht. Leider ohne Erfolg. Auch bei den Nachbarn wurde man nicht fündig. [...]
Johann Wachtelschneider
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