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Zum Feierabend

Mein letztes Jahr in Soroksár 1945–1946

Mein letztes Jahr in Soroksár 1945–1946
Die katholische Kirche in Soroksár
Von Johann Wachtelschneider

Auf Grund der allgemeinen Mangelsituation und dieser schlechten Kühleis-Geschäftslage begann mein Vater mit einer Kaninchenzucht in unserem Wagenschuppen. Er hatte gehört, dass sich Kaninchenfleisch in Budapest gut verkaufen ließ. Für mich begann jetzt eine erfreuliche Zeit mit der Mithilfe beim Füttern der Tiere und beim Stallbau. Hier war Vater sehr genau, wie auch sonst bei allen seinen Arbeiten, die er ausführte. Bald standen im Schuppen ein halbes Dutzend Hasenställe in Reih und Glied. Überall waren neben den Muttertieren junge Tiere in allen Entwicklungsstadien, und ich war stolz, wenn ich meinen Kameraden aus der Nachbarschaft unsere Hasen und Häschen vorführen konnte.

Vater verkaufte die fast erwachsenen Tiere lebend auf den Märkten der Hauptstadt, mir blieb also der Anblick des Tötens erspart. Teilweise bekam der Vater als Erlös auch Reichsmark. Obwohl Mutter dies nicht gerne sah, glaubte er daran, dass man das Geld vielleicht noch irgendwann gebrauchen könnte – welche Vorahnung!

Auch mein großer Freund Feri Zwick und meine Kameraden, Jani Haberle, Feri Hessler, Tomi Berger und Bálci Hartmann hatten sich nach der Evakuierung wieder gemeldet. Damit war die Straßen-Kameradschaft wieder komplett und die ganze »Banda« war zu neuen Taten bereit!

Mein großes »Vorbild« war mein 2. Cousin, Feri Z., dessen »Anhänger« ich bereits 1944 bis in den Herbst hinein war. Er war ein sehr kreativer Typ, ein richtiger Lausbub und Hans Dampf in allen Gassen. So nahm er mich und einige andere Kameraden mit zum Bau eines Erdhauses in den verlassenen Panzer-Abwehrgräben an Ende unseres Dorfes – die unter großen körperlichen Anstrengungen angelegten Gräben erwiesen sich als absolut unsinnig, denn die russischen T34 – Tanks hatten sie einfach außerhalb der beiden Hauptstraßen, die in unser Dorf führten, umfahren und waren durch Gärten, Weingärten und Hofstellen in unser Dorf eingedrungen.

Hier gruben wir mit »organisierten« Werkzeugen einen Hohlraum in den weichen Sand, legten Türe und Fenster an, beides hatte Feri von irgendwoher »beschafft«. In diesem engen Raum hatte er Sitzgelegenheiten aus Ziegeln und Brettern errichtet. In einer kleinen »Geheimhöhle« lagerten seinen Waffen: mehrere selbstgemachte Schleudern (Csuzlik) aller Größen, mit denen wir zur »Jagd« gingen. Aus einem »organisierten« russischen LKW-Schlauch hatte er sich ein ganzes Arsenal von Schleudergummis sorgsam und gleichmäßig herausgeschnitten. Mit diesen Produkten trieb er einen regelrechten Handel bei den gleichaltrigen Buben der »Unteren Gegend«; übrigens war die Umgangssprache unser bayerisch-fränkischer Dorfdialekt. Feri konnte zwar gut ungarisch, da er dies in der Schule schon gelernt hatte. Mit uns Jüngeren konnte er aber nur im Dialekt kommunizieren. Unsere Beute auf den Streifzügen durch unser Bachtal (Daling, Gyáli patak), die Weingärten und Felder, waren vor allem Spatzen, gelegentlich auch andere Singvögel und auch Tauben (Haustauben gab es in großen Mengen). Letztere waren aber nicht so einfach zu erlegen, obwohl unser Feri ein absoluter Meisterschütze war.

Um besser an Tauben heranzukommen, hatte er sich eine originelle Idee ausgedacht. Im Hofe seines Elternhauses (Zwick-Szòdás) baute er ein großes Sandsieb so auf, dass man es mit einer Zugschnur zuschnappen lassen konnte. Um die Tauben anzulocken, streute er Maiskörner aus allen Bereichen des Hofes in Richtung Sieb. Von der Sodawasserwerkstatt aus beobachteten wir die Szenen im Hofe. Die Tauben entdeckten bald das ausgestreute Futter, folgten den Körnerspuren und gelangten so unter das Siebdach. Ich war dabei immer sehr nervös und drängte ihn zum Ziehen der Schnur. Er aber blieb immer sehr beherrscht und zog erst dann, wenn sich mehrere Tauben unter dem Sieb befanden, heute würde man sagen: ein sehr professioneller Typ!! [...]
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