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Zum Feierabend

»Es soll eine Erinnerung an und für den Heideboden sein«

In Frauenkirchen im Burgenland erinnert das Heidebodenkreuz an die Vertreibung
»Es soll eine Erinnerung an und für den Heideboden sein«
Die Basilika Frauenkirchen in Burgenland und das Heidebodenkreuz
Foto: Klaus J. Loderer
»Das Kreuz, das nur wenige Kilometer von unserer verlorenen Heimat steht, möge für uns alle, besonders aber für die folgenden Generationen das sichtbare Zeichen sein: Dort waren wir einmal zu Hause!« Diese Worte findet man in der Festschrift zur Einweihung des Heidebodenkreuzes in Frauenkirchen im Burgenland. Das 1984 errichtete Heidebodenkreuz ist die zentrale Gedenkstätte der vertriebenen »Heidebodenbauern«.

Die Heimatvertriebenen aus dem Heideboden haben einen besonderen Bezug zum Burgenland. Zu Zeiten des Eisernen Vorhangs konnten sie bequem ins Burgenland reisen und waren so der Heimat nah. Orte und Landschaft sehen ja genauso aus wie jenseits der Grenze. Zudem waren Heideboden und heutiges Burgenland zu k.u.k.-Zeiten ja ein Kulturraum gewesen. Erst die nach dem Ersten Weltkrieg gezogene Grenze trennte die Region. Im Burgenland war nicht nur die Infrastruktur mit Hotels und Gaststätten besser, es war dort auch möglich Gedenkveranstaltungen durchzuführen, die im kommunistischen Ungarn undenkbar waren. Als Zentrum der Gedenkkultur der Vertriebenen vom Heideboden etablierte sich Frauenkirchen. Dieser Wallfahrtsort liegt in einem Zipfel Österreichs zwischen dem Neusiedler See und der ungarischen Grenze. Nach St. Johann (Mosonszentjános, heute Jánossomorja) und Fertöd sind es zwar nur wenige Kilometer, doch gab es zu Zeiten des Eisernen Vorhangs keinen Grenzübergang.

Die Geschichte des Wallfahrtsorts Frauenkirchen hängt eng mit der Familie Esterházy zusammen. Fürst Paul I. ließ 1695 bis 1702 Franziskanerkloster und Wallfahrtskirche neu errichten. Die Pläne stammten vom Architekten Francesco Martinelli. Im Königreich Ungarn hieß der deutsch geprägte Ort amtlich Fertőboldogasszony. Nach dem Ersten Weltkrieg kam das Gebiet zu Österreich und wurde 1921 Teil des neu gegründeten Burgenlands. Die Kirche wurde 1990 zur Basilica minor erhoben. Weithin sichtbar überragen die beiden Türme der barocken Kirche Ort und Landschaft. Seitlich der Kirche steht ein ungewöhnlicher Kreuzweg: in einer Spirale windet sich der Weg diesen Kalvarienberg empor.

Seitlich der Kirche steht auch das Heidebodenkreuz. Dieses Denkmal erinnert seit 1984 an die »Toten, Gefallenen und Vermissten der verlorenen Heimat« und »die 1946 vertriebenen Deutschen des Heidebodens«. Zahlreiche Gruppen der Heimatvertriebenen besuchen das Heidebodenkreuz regelmäßig, um dort Gedenkveranstaltungen abzuhalten. 2004 legte der Patenschaftsrat der Stadt Gerlingen mit Bürgermeister Georg Brenner und dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, Dr. Friedrich Zimmermann, einen Kranz nieder.

Das Heidebodenkreuz erinnert an die deutschen Gemeinden des Heidebodens. Es ist die gemeinschaftliche Gedenkstätte für Ragendorf (Rajka), Kaltenstein (Levél), Straßsommerein (Hegyeshalom), Zanegg (Mosonszolnok), Maria-Gahling (Máriakálnok), St. Peter (Mosonszentpéter), St. Johann (Mosonszentjános), Kimling (Kimle), Wieselburg (Moson) und Karlburg (Oroszvár, Rusovce in der Slowakei). Zu den Initiatoren des Heidebodenkreuzes gehörten unter den Ungarndeutschen in Deutschland Anton Kriszt, Mathias Fogl, Hanns Schrödl, Johann Nitsch, Dr. Friedrich Zimmermann, Andreas Ormos, Matthias Zimmermann, Johann Neuberger, Otto Gerstweiler, Martin Wenness, Karl Gruidl, Michael Lakatos, Peter Oswald und Johann Frauhammer. In Österreich waren es Rudolf Kleiner, Dr. Karl Schuster und Martin Rieschl. Finanziert wurde das Kreuz durch Spenden der Landsleute.

Am 23. Juni 1984 wurde das Heidebodenkreuz eingeweiht. »Bei herrlichem Frühsommerwetter kamen aus aller Welt die Landsleute vom Heideboden in den Wallfahrtsort Frauenkirchen im öste reichischen Burgenland. Weiche Sommerluft mit würzigem Duft erinnerte an die Zeit in der alten Heimat Ungarn. Ein leichter pannonischer Wind war zu spüren, als hätte er in diesen Festtagen in Frauenkirche die Aufgabe, die Gedanken und Grüße über die nahe Grenze zu vermitteln.« So beginnt der Bericht in der Heimatzeitung Unsere Post, verfasst von Matthias Schmidt.

Dr. Karl Schuster begrüßte die Gäste als Gastgeber. Unter den Ehrengästen war auch Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Rohrer. Rektor Rudolf Kleiner bedankte sich bei der Gemeinde Frauenkirchen. Bürgermeister Jakob Paar betonte die Bedeutung des Heidebodenkreuzes für das Geschichtsbewusstsein der jüngeren Generation. Im Zentrum des Redenteils der Veranstaltung stand eine versöhnliche Rede des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, Dr. Hans Sauter. Er griff den Gedanken der Charta der deutschen Heimatvertriebenen und ihren Verzicht auf Hass, Rache und Vergeltung auf. Dies sei auch das Fundament der landschaftlichen Arbeit. Das Gedenken an das bittere Schicksal und den Verlust der Heimat soll im Zeichen der Versöhnung und Verständigung geschehen. Ganz aktuell bezog sich Sauter damals auch auf Äußerungen aus Ungarn, nämlich auf die im Vorjahr von György Aczél, Sekretär des Zentralkomitees der ungarischen sozialistischen Arbeiterpartei geäußerten Rechte der Nationalitäten. [...]
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