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Zum Feierabend

Malerinnen in Györsövényház

Gemälde von Erzsébet Pozsgai und Anna Pollak
Malerinnen in Györsövényház
Altes Tor in Györsövényház, Gemälde von Anna Lawatsch geb. Pollak
Foto: Johann Geigl
Im Haus der Familie Franz und Christine Fürstenfelder im Stadtteil Dehrn der Stadt Runkel hängen mehrere Aquarelle von Erzsébet (Elisabeth) Pozsgai. Gisela Fürstenfelder, Mutter von Franz Fürstenfelder, bekam diese Bilder auf einer Reise (Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre) mit ihrer Familie in die alte Heimat direkt von der Künstlerin geschenkt. Mehrere ihrer Werke hängen in weltberühmten Galerien wie in der Ungarischen Nationalgalerie in Budapest, in der Continental Fine Art Gallery in New York, aber auch in Galerien in Memphis, Helsinki und in privaten Sammlungen.

Erzsébet Pozsgai wurde 1895 in einem kleinen Dorf in der Nähe des Ortes Enying (Eining) im Fejér Megye (Komitat Weißenburg) geboren. Eining ist Nachbarort von Siófok am Plattensee (Balaton). Ihr Mädchenname war Jankovich und sie hatte fünf Geschwister. Da die Familie sehr arm war arbeitete sie schon als Kind. Sie hütete Gänse und half bei der Feldarbeit. Sie besuchte die Grundschule in Enying und galt bereits als ein »heller Kopf«. Den Besuch einer weiterführenden Schule konnte ihr die Familie nicht ermöglichen. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zog Erzsébet zu ihrer älteren Schwester nach Kispest, damals eine eigenständige Stadt, heute Budapest zugehörig. 1919 heiratete sie Pál (Paul) Pozsgai, einen Schuhmacher aus dem Ort Kóny, der 10 km von Györsövényház entfernt liegt. Sie zogen dann nach Kóny, weil ein passendes Haus in Kispest nicht gefunden werden konnte. Aus ihrer Ehe gingen fünf Kinder hervor. Dann wurde im Jahr 1925 ihr Mann schwer krank und Erzsébet hatte allein für die ganze Familie zu sorgen. Sie schrieb Gedichte und veröffentlichte diese in ihrem Buch »Az èn virágaim« (Meine Blumen) im Jahr 1927. Sie schrieb auch viele Bühnenstücke. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Familie Pozsgai im Jahr 1946 nach Györsövényház (Plankenhausen). Im Jahr 1957 starb Pál Poszgai und nur sechs Jahre später sein ältestes Kind.

Das war offensichtlich der Anlass für Erzsébet, im Alter von etwa 70 Jahren, mit der Malerei zu beginnen. Für sie war es der Weg damit Trauer und Einsamkeit zu verarbeiten. Der Charakter ihres Malstils wird als »märchenhaft frisch« bezeichnet. Ezsébet Poszgai starb 1976, mehrere Nachkommen leben heute noch in Györsövényház.

Auch unter den nach Österreich geflüchteten Ungarndeutschen aus Györsövényház gab es eine talentierte Malerin. Sie konnte ihre Ambitionen jedoch, aufgrund der schwierigen Nachkriegszeit, nicht fortsetzen. Anna Pollak, Jahrgang 1918, war mit ihrer Familie unter den mehr als 110 Flüchtlingen aus Györsövényház, die 1945 mit Hilfe der deutschen Wehrmacht nach Pettenbach in Österreich flüchteten. Aus großer Liebe zu ihrer Heimat Györsövényház malte sie ihr Elternhaus. Sie schätzte aber auch ihre neue Bleibe auf dem Magdalenaberg, einem Ortsteil von Pettenbach. Sie malte deshalb auch ein Bild vom Magdalenaberg. Nach dem Weitertransport der ungarndeutschen Flüchtlinge (im Mai 1946) in den Raum Mosbach in Baden wurde sie in Limbach im heutigen Neckar-Odenwald-Kreis angesiedelt. Ihre beiden Bilder hatte sie immer mitgenommen. Im Juni 1946 kam ein ganzer Transport mit 521 heimatvertriebenen Ungarndeutschen aus Györsövényház in Weilburg an. Darunter waren viele Verwandte und Freunde der Familie Pollak. Bald danach entstand ein kleiner Reiseverkehr zwischen den Heimatvertriebenen in der Lahnregion Limburg-Weilburg und Mosbach. So erfuhr Anna, dass ihr Schulfreund Julius Lawatsch aus dem Krieg zurückgekommen war und bei seinen Eltern in Weilburg-Ahausen lebte. Bald reiste Anna nach Ahausen und besuchte Julius Lawatsch. Am 2. Oktober 1948 gab es dann die Hochzeit in Limbach. Es war ein großes Fest. Es war eine Doppelhochzeit. Annas Schwester Gabriele Pollak heiratete am gleichen Termin und Ort und hieß dann mit Familiennamen Roll. Die junge Familie Julius Lawatsch zog dann bald nach Weilburg-Ahausen und baute dort Mitte der 1950er Jahre ihr Haus. Annas Bilder haben heute einen Ehrenplatz im Haus ihrer Tochter Marianne Meuser in Weilburg.

Johann Geigl
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