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Zum Feierabend

Das Leben zu Zeiten unserer Vorfahren vor dem 2. Weltkrieg

Die Familie Josef Geigl in Györsövénház (Plankenhausen)
Das Leben zu Zeiten unserer Vorfahren vor dem 2. Weltkrieg
Maisstrohtasche, auch einmal mit Hilfswerkzeug. Verwendet wurden nur die Blätter um den Maiskolben, die anderen Blätter wären nicht flexibel genug.
Foto: Johann Geigl
Die größten Arbeitgeber in Györsövényház waren bis zum zweiten Weltkrieg die Großgrundbesitzer Fricke und Lendler. Fricke war der größte Grundbesitzer vor Ort, er war sogar zeitweilig Abgeordneter im ungarischen Parlament (Budapest).

Bei diesen arbeiteten die meisten Männer in der Landwirtschaft. Die Frauen, soweit unverheiratet, waren im Haushalt als Köchin, Putzfrau oder Haushaltshilfe beschäftigt. Da nur eine begrenzte Anzahl von Frauen benötigt wurden gingen sie auch in andere Orte oder in die Kreisstadt Györ (Raab). Dort war meine Mutter, geb. 29. November 1900, bis zur Eheschließung 1921 als Hausangestellte beschäftigt. Mein Vater, geb. 3. August 1893, war Vorabeiter in der Landwirtschaft bei den Großgrundbesitzern. Nach der Eheschließung wohnten sie bei den Eltern meiner Mutter, Janos (Johann) und Ilka Neszi, in einem kleinen Nebengebäude mit meinen Brüdern Wilhelm und Josef. Meine Schwester Gisela starb im Alter von 3 Monaten. Sie war 1922 geboren.

Nach der Trennung Ungarns von der österreichischen K. und K. Monarchie wurde die österreichisch-ungarische Krone (Währung seit 1869) durch den Pengö als ungarische Währung am 1. Januar 1927 abgelöst. 1 Pengö entsprach 100 Fillér (dt. Heller). Miklos Horthy führte ab 1. August 1946 die noch heute gültige Währung Forint ein. Ein Forint ist der Gegenwert von 100 Fillér.

Leute, welche außerhalb einer Arbeit nachgingen, hatten längere Fußwege zu den nächstgelegenen Bahnhöfen Enese und Lébény zurückzulegen um in die Kreisstadt zur Arbeit zu fahren. Das Fahrrad war das einzige Fortbewegungsmittel für Normalbürger.

1928 zog die Familie Josef Geigl in ein eigenes Haus, welches noch nicht ganz fertiggestellt war, ein. Der Bau dieses Hauses, damals übliche Bauweise eine Art Lehmfachwerk, eingeschossig mit Schilfdach, erfolgte in Eigenleistung. Für das Fundament der Mauern wurden mehrere Lagen Ziegelsteine vermauert. Der Kamin wurde ebenfalls mit Ziegelsteinen gemauert. Die heutige Adresse wäre Petöfi Sándor Utca 14.

Mein Vater, Josef Geigl, war im ersten Weltkrieg (1914–1918) Soldat für die österreichisch-ungarische Armee. Er war als Morser (heute Funker) an der italienischen Front eingesetzt. Durch einen Fehler eines Offiziers kam er für 12 Monate in italienische Gefangenschaft. Der Krieg war zu Ende und der Offizier hatte seine untergebenen Soldaten, aus Unkenntnis der geografischen Lage, anstatt zurück nach Österreich nach Italien geführt. Dadurch geriet er in italienische Kriegsgefangenschaft. Nach einem mehrtägigen Fußmarsch von Triest nach Verona kam er dort in ein Arbeitslager. Von dort wurde er nach ca. 12 Monaten entlassen.

1921 heiratete er meine Mutter Maria, geborene Neszi. Sie war als Haushaltshilfe bei einer großbürgerlichen Familie in Györ beschäftigt. Sie besaß etwas Schmuck welchen sie verkaufte um den Hausbau durch das Geld zu beschleunigen. Das Haus wurde im sogenannten »Unterdorf« gebaut, dort lebten die »armen Leute«. Als Unterdorf wurde der Teil des Ortes bezeichnet welcher von der Kirchstraße in Richtung Bezi liegt. Die Grundstücke waren 1 Joch groß (= 0,4316 Hektar = 4316 Quadratmeter).

Im Hof hatten wir einen ca. 13 Meter tiefen Brunnen, der die Wasserversorgung sicherte. Dieser Brunnen wurde auch in Eigenhilfe errichtet. Zuerst wurde ein Betonring auf den Boden gelegt und innen die Erde herausgegraben bis der Ring mit der Oberkante bodengleich ins Erdreich rutschte. Dann wurde der nächste Ring aufgesetzt und weitergegraben bis auch dieser entsprechend nachrutschte.

Der Vorgang wurde solange wiederholt bis man auf ausreichend Wasser stieß, was in diesem flachen Gelände mit sehr hohem Grundwasserspiegel schnell erreicht war. Das Haus bestand aus einer großen Wohnküche mit Eckbank und einem separaten Raum, welcher durch eine Tür abgetrennt war, und als Schlafzimmer für die ganze Familie diente. Seinerzeit hatten viele Häuser nur einen Vorhang als Tür zum Schlafzimmer. Es gab, aufgrund des hohen Grundwasserspiegels in der Region, keine Unterkellerung. Als Beleuchtung dienten Petroleumlampen. Erst 1938 wurde das Dorf elektrifiziert, zuvor wurden zur Beleuchtung Petroleumlampen verwendet. Eine Wasserleitung wurde erst nach dem 2. Weltkrieg gebaut. Bis dahin hatte jeder seinen eigenen Brunnen. Es gab auch zwei öffentliche Brunnen im Dorf. Einer nahe dem Denkmal »Guter Hirte« als Tiefbrunnen, der andere in der Nähe des kleinen Feuerwehrhauses. Ein Anbau diente als Stall und Scheune für die, fast von jedermann betriebene, Kleinlandwirtschaft. [...]
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