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Zum Feierabend

Brauchtum, Sitten und Lebensgewohnheiten am Jahresanfang in Weindorf (Pilisborosjenö)

Aus dem von Alfred Bauer herausgegebenen Heimatbuch
Brauchtum, Sitten und Lebensgewohnheiten am Jahresanfang in Weindorf (Pilisborosjenö)
Kirche in Weindorf (Pilisborosjenö)
Foto: kjl
Von Maria Welsch, geb. Matuschek

Weindorf – dieses Wort bezieht sich nicht allein auf den geographischen Ort unserer Herkunft, es umfasst auch den vertrauten Umgang unter den Menschen dieser Gemeinde. Dazu gehören die von Generation zu Generation übernommenen geistig-kulturellen Werte, die in Sitten und Bräuchen weitergelebt haben. Diese Gepflogenheiten halfen, den schweren Alltag zu vergessen, sie trugen dazu bei, die Dorfgemeinschaft zu festigen. Ohne sie wäre das Leben in Familien und Gemeinde undenkbar gewesen. Viele der Bräuche waren von tiefer Religiosität geprägt. So fand man in den Häusern den Haussegen über der Küchentür, das Weihwasserkessel mit den Rosenkränzen an der Wand neben der Stubentür, Kruzifix und Heiligenbilder über den Betten. Vor diesen Bildern versammelte sich die Familie abends zum Gebet. Beim Läuten der Abendglocke eilten die Kinder nach Hause, denn keines sollte nach dem Gebetläuten auf der Straße sein.

Im Leben der Weindorfer spielte der Kirchgang eine große Rolle. Zur täglichen Frühmesse gingen wochentags Hausfrauen und die geschlossenen Schulklassen. An Sonn- und Feiertagen gab es außerdem das Hochamt und am Nachmittag den Segen. Die Gottesdienste waren immer gut besucht. Es galt folgende Sitzordnung: Im linken Seitengang standen die Levente-Burschen, im rechten die Knabenklassen. Die Mädchenklassen hatten ihren Platz im mittleren Gang, hinter ihnen standen die erwachsenen Töchter. Die Sitzbänke waren für die verheirateten Frauen vorgesehen, und die Männer gingen auf den Chor (Empore). Mädchen und Frauen hielten sich an eine strenge Kleiderordnung. Während man für Frühmesse und Segen nur normales »Sunntogsg’wand« trug, erschien man im Hochamt in der besten und schönsten Sonntagstracht. Stoffkopftücher oder Tücher aus Seide (Brokat) wurden dazu umgebunden.

Bei uns grüßte jeder jeden, außer er war »hab« (=böse) mit seinem »Nochb’r« (=Nachbar). Neben dem Tageszeitgruß machte man regen Gebrauch von den Grüßen »Grüß Gott«, »Führt d’Gott« und »Servus«. Kinder grüßten die Erwachsenen ausschließlich mit »Gelobt sei Jesus Christus«. Viele regelmäßig wiederkehrende weltliche Veranstaltungen wie z.B. der sonntägliche Tanz, die Bälle in der Winterzeit, Treffen der Jugend auf der »Groß’Bleeß« (=Waldwiese) im Steinriegelwald, das Singen der Mädchen durch die Straßen an Sommersonntagnachmittagen und das nächtliche Ständchensingen der Burschen waren Bestandteil der dörflichen Bräuche. Selbst Kochgewohnheiten für die Feste und einzelnen Wochentage hatte man weitgehend festgelegt. Als Beispiel kann folgende Aussage gelten: Hochamt, Rindsuppe, Segen und Tanz machen den Sonntag erst ganz. Wenn sich in den Wintermonaten die Dämmerung in den Stuben ausbreitete, saßen die Familienglieder und auch Nachbarn beieinander, ohne das Licht anzuzünden. Die Alten erzählten Geschichten und Erlebnisse aus früheren Zeiten, die Jugendlichen hörten aufmerksam zu. Nur das gleichmäßige Ticken der Uhr, das Surren im Wasserkessel und das Knistern des Feuers im Ofen mischten sich mit ins Gespräch.

Brauchtum, Sitten und Lebensgewohnheiten beleuchten unser damaliges Leben und lassen erkennen, wie vielgestaltig, farbenfroh und schön es war. Das Wort Weindorf birgt für uns Heimat, Geborgenheit, Liebe, Freude und Leid.

Neujahrstag

Frühmorgens gegen sechs waren die Kinder unterwegs. Einige waren bälder auf den Beinen, mit Sprüchen und Reimen baten sie um Einlass in jedes Haus. Sie klopften Frauen und Männer aus den Betten heraus. Ihre frohen Stimmen drangen ein in die Häuser, wenn sie in der frostigen Morgenstille durch die Gassen zogen. Die Kinder und Jugendlichen nannte man »Die Wünscher«. Sie trugen ihre guten Wünsche hinein in die Stuben, besuchten Verwandte, Bekannte, Paten, Nachbarn und Geschäftsleute. Als erste Wünscher waren Buben willkommen. Es hieß, daß ein Junge oder Mann Glück bringe. Zur Belohnung gab es Geldstücke oder Salonzucker vom Christbaum. Wünschen gingen auch die Burschen zu den Eltern der mit ihnen befreundeten Mädchen. Sprüche der Kinder:

I wünsch, i wünsch, i was (=weiß) net wos,
hinterm Oufa (=Ofen) sitzt d’Hos (=Hase),
Basl greifts in Sock und gebts m‘ wos.
I bin a klans Pinkerl,
stöü (=stell) mich in Winkerl.
Wann i nix kau (=kann),
fang i nix au (=an).
I bin a klan’r Keinig (=König),
gebts m‘ net so wenig,
loßts mi net so lang stehn,
i will um a Häuserl weitergehen. [...]
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