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Die neue Schriftleiterin |
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HERZENSSACHE |
„WIR, IM WANDEL DER ZEIT” |
WAS BLEIBT, WENN WIR NICHTS MEHR BEWAHREN? |
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Diese Frage ist mehr als ein intellektueller Gedanke – für mich ist sie zutiefst persönlich. Als ich ein kleines Mädchen war, habe ich mit meiner Großmutter fast jeden Samstag den Friedhof meines Heimatdorfes Schomberg besucht. Ich liebte es, wenn sie mir dort Geschichten erzählte – über die Menschen, deren Namen und Bilder auf den Grabsteinen standen. Über ihre Familien, ihre Berufe, ihre Schicksale. Immer fiel ihr etwas Neues ein. Es waren keine großen Heldengeschichten, sondern kleine Erzählungen voller Wärme und Menschlichkeit. Damals habe ich nicht verstanden, was für ein Schatz mir da mitgegeben wurde. Heute weiß ich: Sie hat mir geholfen zu bewahren. In einer Welt, in der sich vieles schneller verändert, als wir verarbeiten können, sind solche Erinnerungen ein Anker. Und sie stellen uns vor eine Aufgabe: Was geben wir weiter? In dieser Ausgabe der Unsere Post finden sich viele Antworten.
Die jungen Donauschwaben aus Chicago, die mit Begeisterung in Mosbach und Mischlen auftreten, leben ein Stück Identität, das sie nie selbst erlebt haben – und machen es doch zu ihrem eigenen.
Die Feier zum 30-jährigen Bestehen der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen zeigt, wie sehr politisches Engagement und kulturelle Beharrlichkeit ein Fundament geschaffen haben, auf dem Zukunft möglich ist. Die Otto-Heinek-Gedenktagung erinnert daran, wie wichtig es ist, auch die unbequemen Kapitel unserer Geschichte zu benennen, damit eine ehrliche Erinnerungskultur wachsen kann.
Und dann sind da die Stimmen der Vertriebenen und ihrer Nachkommen bei Gedenkveranstaltungen. Sie alle erzählen von Verlust – und zugleich vom tiefen Wunsch, nicht zu vergessen. Ein Satz aus einer Festrede klingt mir nach: „Zeigt euren Kindern eure Gräber.“ Ich denke dabei an meine Großmutter. Und an unsere Verantwortung.
Und was all diese Geschichten auch zeigen: Erinnerung braucht Begegnung. Die Patenschaftsreise der Stadt Gerlingen nach Tarian, Elek, Hartian und Tata, die Gespräche bei den „Wechselgesprächen“ der Bürgermeister oder das herzliche Miteinander beim Jubiläum in Mosbach beweisen: Wenn Menschen zusammenkommen, entsteht Verstehen. Wenn Traditionen geteilt werden, wächst Verbundenheit. Und wenn Jugendliche über Grenzen hinweg tanzen, wird Erinnerung lebendig. Denn: Erinnern ist keine Rückschau – es ist ein Weg nach vorn.
Die Gedenktage, Sprachförderprogramme, Lehrpfade, Reisen und Forschungsarbeiten, über die wir berichten, sind vor allem Zukunftsarbeit – Brücken zwischen den Generationen, zwischen Ungarn und Deutschland, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Was bleibt, wenn wir nichts mehr bewahren? Stille? Lücken in Familiengeschichten? Das Gefühl, entwurzelt zu sein – ohne zu wissen, warum? Doch durch unser Erinnern, unser Tun, unser Miteinander bleiben unsere Geschichten, unsere Lieder, unsere Stimmen.
Herzlichst, Kristina Szeiberling-Pánovics Schriftleiterin
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