archivierte Ausgabe 7-8/2021 |
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Der unermüdliche Erforscher des Heidebodens und bekannte Pädagoge |
Reinhold Drescher aus Kaltenstein (Levél) ist gestorben |
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Heidrun und Reinhold Drescher
Foto: Klaus J. Loderer |
Für die Ungarndeutschen war Reinhold Drescher durch seine zahlreichen Bücher über den Heideboden ein Heimatforscher der Heideboden-Geschichte. Beruflich war der Abteilungsdirektor durch zahlreiche Veröffentlichungen zum Unterrichtswesen in Bayern ein bekannter Pädagoge. Reinhold Drescher ist am 18. Februar 2021 gestorben. Durch die Corona-Verordnungen konnte die Beerdigung am 25. Februar auf dem Waldfriedhof in Ansbach nur in kleinem Rahmen stattfinden. Am 18. Mai wurde sein Leben im Rahme eines Gedenkgottesdienstes in der Stadtkirche St. Gumbertus in Ansbach.
Die Liste der Publikationen Reinhold Dreschers ist beachtlich. Neben den zahlreichen pädagogischen Fachveröffentlichungen sticht ein weiterer Themenblock hervor, der sich auf den Heideboden bezieht. Dabei handelt es sich um eine Landschaft an der Donau im nordwestlichen Ungarn. Zu Zeiten der k.u.k-Monarchie entstand der Wohlstand der Heideboden-Gemeinde durch Lieferungen in die nahe Hauptstadt Wien. Nach dem Ersten Weltkrieg war diese Handelsverbindung gekappt.
Das Interesse Reinhold Dreschers für diese Region liegt in seiner Biographie begründet. Er wurde am 18. Mai 1923 in der Heidebodengemeinde Kaltenstein (Levél) geboren. Gar nicht weit entfernt (allerdings auf der österreichischen Seite der Grenze) ist Rohrau, der Geburtsort des Komponisten Joseph Haydn, dessen Musik Drescher so liebte. Der klassischen Musik lauschte Reinhold Drescher mit Andacht. Gerne besuchte er Konzerte, darunter etwa beim Haydn-Festival in Eisenstadt.
Nach dem Besuch der örtlichen Volksschule erhielt er eine höhere Bildung im Piaristengymnasium in Ungarisch Altenburg (Magyaróvár). 1936 starb unvermittelt sein Vater. In den Schulferien half er der Mutter auf dem Hof. Dass er sich gelegentlich als »Heidebauer« bezeichnete, war nicht nur Koketterie, er fühlte sich als solcher.
Auf Vermittlung von Senior Schrödl wechselte Reinhold Drescher für die letzten Klassen auf das deutsche evangelische Gymnasium in Bistritz (Bistrița, Beszterce) in Siebenbürgen. Durch die Übersiedlung des Hermannstädter Lyzeums für Lehrerbildung nach Bistritz hatte er die Möglichkeit einer Ausbildung zum Lehrer mit Abschluss des ersten Staatsexamens. Nach einem Studium mit Volontariat in Budapest verdiente er sich den Unterhalt durch Aufsätze, Vorträge und Umbruchstätigkeit bei Zeitschriften. In Wien erlitt er bei einem Luftangriff einen Lungenriss, von dem er sich nur schwer erholte. In Budapest lernte er die aus Sächsisch-Regen stammende Isolde Fabian kennen, die er im Dezember 1945 im österreichischen Vöcklabruck heiratete. In Passau fand er seine nach Deutschland geflohene Mutter wieder. Eine Chance für einen evangelischen Lehrer gab es dort allerdings nicht. Man verwies ihn nach Franken. In Nürnberg absolvierte er das zweite Staatsexamen. Zunächst war er in Elpersdorf Lehrer. Dort wurde auch die Tochter Heidi geboren. Die nächste Station war Obersulzbach, wo Tochter Astrid geboren wurde. Es folgte die Modellschule in Oberreichenbach.
Reinhold Drescher vertiefte das Thema der Pädagogik aber über den normalen Schuldienst hinaus. Er verfolgte eine Reform der Pädagogik. Für Aufsehen sorgte er mit der Einführung von Gruppenarbeit. Schon 1947 war er dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband beigetreten. 1955 wurde er Vorsitzender im Bezirkslehrerverein Ansbach-Land. 1968 erfolgte der Übertritt in die Verwaltung: er wurde Schulrat in Ansbach. Als Abteilungsleiter am Staatsinstitut für Schulpädagogik in München befasste er ab 1971 sich intensiv mit der Gestaltung von Lehrplänen.
Ein schwerer Schock war der Tod seiner Frau Isolde nach einer Krebserkrankung. Beruflich ging es voran. Er wurde 1974 Abteilungsdirektor für das Schul- und Bildungswesen bei der Regierung von Mittelfranken. 1976 heiratete er seine zweite Frau Heidrun, die als Seminarleiterin sein Feuer für Pädagogik teilte. 1988 ging er in Pension.
Mit seinen pädagogischen Ideen wurde er schnell über Bayern hinaus bekannt. 1955 bis 1963 hatte er die Schriftleitung der Zeitschrift »Junglehrer« inne. Er redigierte 1963 bis 1970 die Zeitschiften »Die bayerische Schule« und gab dann die renommierte Zeitschrift »Unterrichten und Erziehen« heraus. Unter seinen Publikationen finden sich grundlegende Arbeiten wie »Die Lehrerpersönlichkeit – Bedeutung der Lehrerpersönlichkeit in Erziehung und Unterricht« (1980) und »Die allgemeinbildende Aufgabe an einer zeitlichen und gesellschaftlichen Wende« (1994). Noch 1997 erschien von ihm das Buch »Didaktik – Sinnmitte unterrichtlichen Handelns – Grundlegung, Unterrichtsprinzipien, Handlungsempfehlungen«. Doch auch die Schulgeschichte lag ihm am Herzen. So wurde er Gründungsvorsitzender des Fördervereins des Schulmuseums in Nürnberg.
Der Verlust der Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg sorgte zwar zu einer geographischen Trennung. Die Erinnerung an die Heimat blieb aber bestehen. Die Beschäftigung mit der alten Heimat mündete 1971 in das Heimatbuch »Kaltenstein – ein Gemeinwesen des Heidebodens«, das 1983 in einer zweiten Auflage erschien. [...]
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