archivierte Ausgabe 6/2018 |
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Gedenkveranstaltung 70. Jahrestag der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus Pusztavám |
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Bürgermeister Michael Müller bei der Kranzniederlegung
Foto: Anita Zwicknagl |
Auf Einladung der Gemeinde Pusztavám und der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung besuchte vom 9. bis 11. Februar eine kleine Delegation aus Geretsried die Partnergemeinde in Ungarn. Nach der Ankunft begannen am Gedenkstein, der anlässlich der Vertreibung 2012 aufgestellt wurde die verschiedenen Reden zu diesem Gedenktag. Neben den Honoratioren aus Pusztavám, wie den Bürgermeistern, dem evangelischen Pfarrer, dem Leiter der Deutschen Nationalitätenverwaltung und dem LDU-Vorsitzenden usw. sprach auch Bürgermeister Michael Müller zur versammelten Bevölkerung. Dabei wies er nachdrücklich darauf hin, dass Heimat nicht immer da ist, wo man wohnt, sondern wo man verstanden wird. So kann auch der Heimatort zur Fremde werden, wenn man dort unverstanden bleibt oder in Unterdrückung lebt. Und umgekehrt kann die Fremde zur neuen Heimat werden, wenn man dort eine gute Aufnahme findet und neue Bindungen herstellt. Die Bestimmung des 19. Januars als Nationaler Gedenktag anlässlich der Vertreibung der Ungarndeutschen wurde im Jahr 2012 vom ungarischen Parlament einstimmig beschlossen. Dies ist eine einzigartige Geste der Versöhnung in Europa. des offi ziellen Gedenktages am 19. Januar. »Wir müssen immer wieder darauf dringen, dem Völkerrecht und den Menschenrechten Achtung zu verschaffen« so Bürgermeister Müller. Unter großer Zustimmung der Anwesenden warb er für ein gegenseitiges Verständnis aller. Im Anschluss an die verschiedenen Ansprachen folgte die Kranzniederlegung, an der Bürgermeister Michael Müller und Karl Raminger den Part für Geretsried übernahmen.
Danach erwartete im Kulturhaus die Gäste ein sehr dichtes Programm aus Festreden, historischen Abrissen, Filmaufführung mit Zeitzeugenberichten, Gedichte und Aufführungen der Schambecker Kulturgruppe. Hier zählten zu den Redner aus Geretsried Georg Hodolitsch für die Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn und Maria Wagner, die in bewegenden Worten als Zeitzeugin aus Pusztavám den Bogen von dort nach Geretsried spann.
Am nächsten Tag fuhr die Delegation aus Geretsried, der auch die Stadträte Christos Saridis, Edith Peter und Vera Kraus angehörten, zur Burg Tata mit dem nahe gelegenen Ungarndeutschen Museum, in dem es schwerpunktmäßig um die Verschleppung der Ungarndeutschen nach Russland und die Internierung in den Gulag ging. So lernten auch die Geretsrieder ein Stück mehr über die Geschichte der Ungarndeutschen und die Region um Pusztavám.
Abends nahmen alle am Schwabenball teil, der zunächst typische Tänze der dortigen verschiedenen Trachtengruppe unter der Leitung von Ferenc Varga und Susanna Krebsz zeigten, bis schließlich alle fröhlich bis in die Morgenstunden das Tanzbein schwingen durften.
Am Sonntag ging es nach dem evangelischen Gottesdienst wieder zurück nach Geretsried, wo sich wohl alle noch lange an den sehr berührenden und interessanten Ausflug erinnern werden.
Die Stadt Geretsried lädt im Gegenzug eine kleine Delegation aus Pusztavám zum diesjährigen 35-jährigen Jubiläum mit der Städtepartnerschaft Chamalières ein, das in der Zeit vom 25. bis 29. Juli während des Waldsommerfestes gefeiert wird.
Georg Hodolitsch sprach für die Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn: »Zunächst möchte ich danke sagen für diese berührende und niveauvolle Darstellung der Vertreibung! Aus Sicht der geflüchteten und vertriebenen Geretsrieder Pusztavamer und der LDU Bayern möchte ich ein paar Gedanken zum Gedenktag beitragen. Wir sind heute zusammengekommen, um an das unermessliche Leid derer zu gedenken, die im Februar 1948 aus ihren Häusern, von ihren Feldern und Weingärten vertrieben wurden. Weil es die damalige ungarische Regierung so wollte, nicht die Alliierten, weil sie Deutsche waren und obwohl sie sich im Vielvölkerstaat zum Ungarischen Staat, aber auch zur Deutschen Abstammung bekannt haben, obwohl sie als Gerufene mit ihrem Fleiß die Erde fruchtbar machten und Dörfer und Städte in Ungarn mit aufgebaut hatten. Deutschland beziehungsweise Bayern hat die Vertriebenen aufgenommen und sie konnten mit ihrem Fleiß zum Wohlstand in der neuen Heimat – Geretsried – beitragen. Nicht vergessen möchte ich heute die bereits ab November 1944 aus Pusztavám in Eisenbahnviehwagons geflüchteten schwangeren Frauen und Mütter mit ihren Kindern, die mit Pferdefuhrwerken am 9. Dezember 1944 – dem Geburtstag meiner Oma – geflüchteten Pusztavámer, die bei der Flucht und Vertreibung verstorbenen Säuglinge, Kinder und Frauen und Männer. Dieses Schicksal konnte ich mit Unterstützung des Vereins Historisches Geretsried und Reinhold Mayer von der Südostdeutschen Landsmannschaft im Dezember 2014 in Geretsried mit geflüchteten Zeitzeugen in einer vielbeachteten Gedenkveranstaltung auch für die Nachfolgegeneration aufzeigen. Die in Ungarn von uns bestellte rote Erinnerungsplatte vom Steinmetz Lászlo Sax aus Pilisvörösvár, Bürgermeister Michael Müller bei der Kranzniederlegung ist ein weiterer Baustein in der Geschichte unserer beiden Orte. Die überwiegend von Geretsrieder Pusztavamern gespendete rote Marmorplatte hängt seit Februar 2016 im Foyer des Geretsrieder Rathauses. Dafür nochmal an Bürgermeister Michael Müller und Anita Zwicknagl meinen herzlichen Dank. Dieser heutige Gedenktag an Flucht und Vertreibung zeigt für mich die innige Verbundenheit beider Orte und gibt ein mahnendes Beispiel für die Zukunft! Wir gedenken dabei auch an das Leid der jüdischen Mitbürger in Pusztavám. Beim ersten Gedenktag am 20.1.2018 durch das Ungarische Generalkonsulat mit der LDU Baden-Württemberg in Stuttgart entschuldigten sich besonders die ungarischen Referenten für dieses Unrecht der Vertreibung. Die Ungarndeutschen haben seit der Charta der Vertriebenen durch Ihre starke Identität viel für die intensiven Beziehungen zwischen unseren beiden Staaten beigetragen. Auch Zoltán Balog, ungarischer Minister für gesellschaftliche Ressourcen, ging in einfühlsamen Worten auf das Unrecht der Vertreibung beim fünften bayerischen Gedenktag des Ungarischen Generalkonsulats am 25.1.2018 an die Vertreibung der Deutschen aus Ungarn in der Campus Kirche in München ein. Ungarn ist aber Vorreiter und feiert den Gedenktag zum sechsten Mal! Und das ist beispielhaft für die Staaten im östlichen Europa! In keinem anderen osteuropäischen Staat gibt es bisher einen solchen Gedenktag. Mögen diese Gedenktage für die Zukunft, wie damals bei der Vertreibung aus Mitgefühl in manchen Orten Ungarns geschehen, als Alarmglocken läuten gegen Unrecht, Ausgrenzung und Vergeltung. und weiter zur Versöhnung und Partnerschaft beitragen. So wächst das, was durch die Gedenktage in den Dörfern und Städten in Ungarn und Deutschland entstanden ist, in die große Politik hinein. Und das ist gut für Pusztavám und Geretsried, Ungarn und Bayern, Deutschland und Europa.«
Anita Zwicknagl
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