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Zum Feierabend

Denkmäler in Tiszalök

Entdeckungen auf einer Reise in den Nordosten Ungarns
Wir fahren gern mit Freunden in den Urlaub. Für dieses Jahr hatten wir uns als Ziel Nord-Ost-Ungarn vorgenommen, wo wir, neben Baden und Weinbergen nebst Weinkellern, uns Kirchen, Burgen und Baudenkmäler ansehen wollten. Fester Ausgangspunkt war das Gästehaus Bacchus in Eger, von wo wir unsere Erkundungen strahlenförmig über die Stadt und die Umgebung ausdehnten. Durch das Tal der schönen Frauen, über Gyöngyös, durch das Mátragebirge zum Kékestetö, über Bélaapátfalva, Szilvasvárad am Fuße des Bükk nach Lilafüred und Miskolc, über Polgár nach Tokaj und über Debrecen zur Hortobágy, Tiszafüred und Hajduszoboszlo, waren unsere Großziele.

In Gyöngyös war es die aus der Zeit der Gotik stammende Hallenkirche und das Franziskanerkloster, in Bélaapátfalva die romanische Kirche und das Kloster der Zisterziensermönche aus dem 13. Jahrhundert, in Debrecen die schmucklose und doch schöne und große reformierte Kirche mit dem Kossuth-Denkmal davor und in der großen Hortobágy die neunbogige und längste Steinbrücke Ungarns seinerzeit, die Csontváry 1903 so schön als »Sturm über der großen Hortobágy«, das Original in Pécs und als Kopie bei mir an der Wand, ins Bild gesetzt hat. In Hajduszoboszlo wollten wir baden.

Unsere Urlaubsfahrt machte eine Zwischenstation in Mosonmagyaróvár, wo wir kurz verschnaufen, einen Bummel durch die anheimelnde Altstadt machen und mit unseren ungarischen Freunden Gyurka und Györgyi, die Professoren und Altmeister der Agrarwissenschaft und des Obstund Weinbaues, in einer gemütlichen Gaststätte plaudern wollten. Diesmal saßen wir bei Paprikahuhn und Kékfrankos im Restaurant am Hild-János-Platz in Moson. Der Name des Platzes erinnert an einen bedeutenden Baumeister der Stadt im 18./19. Jahrhundert, die damals noch Wieselburg hieß.. Die Fahrt am nächsten Tag nach Eger über die Autobahn war verhältnismäßig harmlos und kurz, allein die Stadtdurchfahrt durch Budapest bereitete Angstschweiß und kostete Nerven. Ist doch Budapest mittlerweile eine der dichtbedrängtesten Städte Mitteleuropas, eine weiträumige Umfahrt nach Eger nicht möglich, man muss mitten durch die Stadt, über eine der fünf Brücken.

Beim Rundgang durch Eger fällt am Ende der Széchényi-Straße, dem Eszterházi Platz, vor dem Lyzeum mit Sternwarte und Bibliothek, die Kathedrale ins Auge, die majestätisch auf einem Hügel über den Platz und die Stadt ragt, wie auf der anderen Seite die Burg. Kathedrale oder Basilika über dem Lyzeum und die Burg sind die markanten Stätten von Eger, auf die nicht nur die Stadt, auch ganz Ungarn stolz sind. Die Kathedrale in Eger ist der zweitgrößte Kirchenbau Ungarns und wird nur von dem Dom in Esztergom übertroffen. Die Burg ist neu restauriert und zieht viele Besucher an, weil viele das Wahrzeichen des Widerstandes gegen eine Übermacht anstürmender Türken sehen und die Heldentaten einer kleinen Schar um Dobo István mit Gergely Bornemissa und der tapferen Frauen Egers von 1552 nachempfinden wollen. Nicht zuletzt, weil Géza Gárdonyi diesen Helden von Eger mit seinem Roman »Die Sterne von Eger« ein so schönes Denkmal gesetzt hat, das durch mehrfache Übersetzung und Verfilmung in die übrige Welt hinausstrahlt. Die Stadt hat ihm, wiederum in Verehrung, mit einer Grabstätte unter einer Platane auf der Burg ein Denkmal gesetzt. Ihm, Géza Gárdonyi, der als G. Ziegler geboren, so gute Zeugnisse nicht aufzuweisen hatte, wie Dokumente in den Vitrinen der einzigen öffentlichen Kirchenbibliothek Ungarns, im Lyzeum, bezeugen. Ein bescheidenes Stück Denkmal, das neben dem bibliographischen Reichtum des Raumes der Erzdiözese mit einem herrlichen Deckenfresko des Tridentischen Konzils von 1545 bis 1560 und dessen Themengestaltungen in den Ecken, bei optischer Raumhöhentäuschung, kaum wahrgenommen wird.

Und wir lasen in der Chronik auf der Anschlagtafel im Längsschiff der Kathedrale, rechts vor dem Altar, daß die Basilika im Auftrag des Erzbischofs Ladislaus Pyrer von Josef Hild, einem bedeutenden ungarischen Baumeister seinerzeit, in der ersten Hälfte des Neunzehnten Jahrhunderts erbaut wurde. Und wir erfuhren, dass Josef Hild einer der namhaftesten klassizistischen Architekten Ungarns war, von dessen Schaffen über mehrere Hundert Bauwerke des Landes künden. Er war auch der Erbauer der reformierten Rundkirche in Szilvasvárad, die wir später auf unserer Fahrt kurz streiften. Auf der breiten Treppe, vor den 8 majestätischen Säulen und Dachfiguren der Kathedrale, kam mir in Erinnerung, dass mein Cousin, Johann Hild, nach seinem Berufsabschluss als Waggonbauschlosser in Bautzen 1952, genau 500 Jahre nach Eger, zur ABF nach Freiberg ging, um später Bauwesen zu studieren. Lagen hier in Eger und Mosonmagyaróvár in Nordungarn Ahnengene. Oder lagen sie noch weiter zurück, als die ersten Hilds aus Bad Soden in Hessen 1725 nach Ungarn, Varsád, auswanderten, wovon einer von ihnen Hausbauer und Dachdecker war? Doch Cousin Johann Hild, geboren 1934 in Kaposszekcsö, kam nicht zum Bauwesen, obwohl er später sein Häuschen baute. Sein Vater, Johann Hild (Jahrgang 1911, geb. in Kaposszekcsö), kam am 17. Juni 1953 aus einem Gefangenenlager in Tiszalök an der Theiss zu seiner Familie nach Bautzen, nach neunjähriger Gefangenschaft, und meinte, sein Sohn müsse erst mal Geld verdienen. Und als gehorsamer Sohn ging Hans in den Waggonbau zurück, verdiente Geld und arbeitete und kämpfte sich im Abendstudium zum Waggonbauingenieur hoch und war später einer der leitenden Ingenieure des Werkes in Bautzen. [...]
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