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Kultur

Operettenwinter 1: Wenn in Budapest Donaunixen Cocktails mixen

Theater Augsburg zeigt Paul Abrahams Fußballoperette »Roxy und ihr Wunderteam« im Martini-Park
Operettenwinter 1: Wenn in Budapest Donaunixen Cocktails mixen
»Roxy und ihr Wunderteam« am Theater Augsburg: Arne David, Florian Weigel, Stephan Luethy, Uli Scherbel, Katja Berg, Dennis Weissert, Julian Bender, Max Menendez Vazquez, Christian Bindert, Joshua Hien
Foto: Jan-Pieter Fuhr
Fußball und Operette, paßt das zusammen? Wenn sich Paul Abraham daran macht, paßt das natürlich. Dann kickt eine Fußballmannschaft nicht nur, sondern elf Jungs müssen auch noch steppen. Das Theater Augsburg kann in seiner Produktion von »Roxy und ihr Wunderteam«, die am 9. Dezember 2017 Premiere hatte, sogar noch mit einem ehemaligen Fußballstar aufwarten. Jimmy Hartwig wechselte inzwischen vom Rasen zu den Brettern, die die Welt bedeuten, und spielt nun den DFB-Präsidenten Franz Baron. Das ist eigentlich keine Originalrolle von Paul Abrahams Operette. Aber für die Augsburger Inszenierung hat man das Stück kurzerhand etwas umgeschrieben. Man hat das Stück gnadenlos aktualisiert und gewisse Machenschaften, die als Schlagzeilen in letzter Zeit durch die Medien eingebracht. Das ist frech und einfach köstlich. Da klüngelt ein korrupter schottischer Fußballkader, der unbedingt Fifa-Präsident werden möchte, mit dem nicht minder korrupten deutschen Fußballpräsidenten, der auf die Niederlage der deutschen Mannschaft wettet. Der Bühnenname Franz Baron soll mit den Bestandteilen Franz und einem Adelstitel nicht zufällig an den Namen und Beinamen eines anderen Fußballers erinnern, der noch dick im Fußballgeschäft drin ist. Und dann wurde die Mannschaft kurzerhand von der im Original österreichischen zur deutschen Nationalmannschaft. Und selbst der Nichtfußballfreund erkennt, wer mit Basti Saulieger gemeint sein könnte. Gjurka ist übrigens ein Name aus dem Originalstück, hier ist er passenderweise ein Spieler beim FC Augsburg, womit das Stück auch noch Lokalkolorit bekommt.

Für die richtige Einstimmung auf das Stück sorgt man schon im Foyer. In großen Porträts hängen die Fußballer über die Garderobe. An einer anderen Stelle kann man Tischfußball spielen. Und dann gibt es noch eine Ausstellung über deutsche Wundermannschaften. Der Theaterbesucher ist Gast der DFB-Gala, bei der der DFB-Präsident dem »Weltfußballer« Christiano Hatschek die Auszeichnung für die Mannschaft überreicht. Gjurka, genannt Gürkchen, grätscht dazwischen und zeigt uns, was sich wirklich tat, beim Wunder von Budapest. Und damit beginnt die Operette.

Paul Abraham verließ Deutschland kurz nach Hitlers Machtergreifung. In Wien und Budapest konnte er noch einige Stücke herausbringen, bevor er dann die Flucht nach Amerika ergriff. »Roxy und ihr Wunderteam« wurde als »3:1 a szerelem javára« 1936 im Király Színház in Budapest uraufgeführt (Libretto: Imre Harmath, Dezső Kellér, László Szilágyi). 1937 kam die deutsche Fassung des »musikalischen Fußballschwanks« mit enem Text von Hans Weigel und Alfred Grünwald (der zusammen mit Fritz Löhner-Beda die Texte der Abraham-Operetten »Victoria und ihr Husar«, »Die Blume von Hawaii« und »Ball im Savoy« verfasste und überhaupt ein genialer Operetten-Librettist war) im Theater an der Wien heraus. Als großer Musik- und Revuefilm erschien die Operette mit Rosy Barsony, Oskar Dénes und Hans Holt in der Regie von Johann von Vásáry 1937 zuerst in Ungarn und dann 1938 in Österreich unter dem Titel »3:1 für die Liebe« oder »Die entführte Braut«.

Es geht um eine Fußballmannschaft, die der Trainer Baron Szatmary auf Enthaltsamkeit einschwört und deshalb in ein Trainingslager am Plattensee verfrachtet wird. Dort tummelt sich aber gerade auch ein Mädchenpensionat. Und wer ist nun Roxy? Sie flieht vom Brautaltar weg vor der Hochzeit mit dem reichen Bobby, versteckt sich noch im Brautkleid bei der Fußballmannschaft, fährt mit zum Plattensee und entwickelt sich schnell zum Mannschaftsmaskottchen. Natürlich angelt sie sich nach vielen Verwicklungen den Mannschaftskapitän Károly Gjurka. Soweit die Operette, unterlegt mit einer mal jazzigen, mal folkloristisch ungarischen Musik, wobei beides bei Paul Abraham nicht immer ganz zu trennen ist.

Nach einer Inszenierung in Dortmund 2014 hat nun auch das Theater Augsburg »Roxy und das Wunderteam« ins Programm genommen. Eine sehr löbliche Entscheidung, um diese Operette mit ihrer tollen Musik wieder bekannt zu machen. Hat man das Stück in Dortmund in der Entstehungszeit spielen lassen, ging man in Augsburg den Weg, das Stück in die Gegenwart zu holen. Das ist mit einer konsequenten Anpassung sehr gut gelungen. Regisseur Martin G. Berger legt nicht nur gnadenlos Machtgier, Geldgier, Korruption und Verlogenheit im Profifußball offen, sondern karikiert auch sonstige Dinge der Gegenwart. Bobby Cheswick macht seiner Rosi vor laufender Kamera seinen Heiratsantrag, weil dann die Fernsehgesellschaft die Hochzeitsfeier zahlt. Er ist eben genauso Schotte wie sein Onkel Sam Cheswick, der gerne Fifa-Präsident werden möchte, aber zu geizig ist für Bestechungsgelder. Aber Rosi (Katja Berg) läuft davon und versteckt sich beim schüchternen Fußballer Gjurka (Thaisen Rusch).

Bobby heult seinem Onkel Sam nach dem Verschwinden von Rosi etwas vor, woraus sich ein aberwitzig komisches Duett zwischen dem heulenden Wiard Witholt und dem lachenden Markus Hauser entwickelt. Auch hier hat man den Text von »Ich lach’ jede Stunde« witzig modernisiert, bis hin zu einer Spitze gegen die Kritiker der Theaterrenovierung. [...]
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