Unsere Post – Startseite
Startseite » Archiv » 2017 » Ausgabe 3 » Titelthema
Titelcover der archivierten Ausgabe 3/2017 - klicken Sie für eine größere Ansicht
Aktuelle Veranstaltungen
in Deutschland und Ungarn finden Sie hier.
Bücherecke
Museen
Die Schriftleitung
Ihre Beiträge zu
Familiennachrichten und andere Meldungen senden Sie bitte an
die Schriftleitung.
Titelthema

»Ich war 16 Jahre alt. Und in einer einzigen Nacht wurde ich erwachsen«

Gedenkveranstaltung anlässlich des Gedenktags für die vertriebenen Ungarndeutschen
»Ich war 16 Jahre alt. Und in einer einzigen Nacht wurde ich erwachsen«
Gergely Gulyás und die Veranstalter mit den Schülerinnen und Schülern aus Soroksár
Foto: kjl

Mit einem Theaterstück an die Vertreibung der Ungarndeutschen zu gedenken, das hat in Soroksár eine inzwischen schöne Tradition. Noch gut in Erinnerung ist die eindrückliche Inszenierung, mit der man die Vertreibung am Originalschauplatz nachgestellt hat: vom Aushang der Listen, über die Räumung der Häuser, die Reihe der Wagen auf dem Weg zum Bahnhof und schließlich das Besteigen der Eisenbahnwaggons und die Abfahrt in eine ungewisse Zukunft. 2006 trieb diese Inszenierung den Besuchern die Tränen in die Augen. Die Antal-Grassalkovich-Schule ließ sich im letzten Jahr zum siebzigjährigen Gedenken an die Vertreibung zu einem neuen Theaterstück inspirieren. Nun waren es Schüler, die sich an die Vertreibung erinnerten und das Thema in einem Theaterstück verarbeiteten. Bei der Feier zum Gedenken an die Vertreibung der Ungarndeutschen zeigten die Schüler das Stück nun in München und wieder zeigte sich das Publikum ergriffen. Das Stück ist in einem doppelten Verlauf konzipiert. Im Vordergrund zeigen Schüler ihren besten Freunden ein Objekt, das bei der Vertreibung mitgenommen wurde. Über die Puppe oder Teddybär aus der Heimat entspinnt sich die Vertreibung, die im Hintergrund nachgespielt wird. Jungen und Mädchen entdecken die Namenslisten und lesen sie vor. Bis schließlich der gebastelte Viehwaggon abfährt.

Anlass der Theateraufführung war der 19. Januar, in Ungarn inzwischen Gedenktag für die Vertreibung und Verschleppung der Ungarndeutschen. Den Rahmen für die vom ungarischen Generalkonsulat in München, dem Haus des Deutschen Ostens, dem BdV Bayern und der DJO Bayern in Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn ausgerichteten Gedenkfeier bildete die Allerheiligen-Hofkirche in München, sprödes und doch eindrückliches Mahnmal für die Zerstörung Münchens im Zweiten Weltkrieg.

Der ungarische Generalkonsul in München, Gábor Tordai-Lejkó, begrüßte die Gäste in der voll besetzten ehemaligen Allerheiligen-Hofkirche. Prof. Dr. Andreas Otto Weber, Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, freute sich, dass eine Publikation des HDO, der Begleitband zur Ausstellung »Mitgenommen – Heimat in Dingen« die Anton-Grassalkovich-Schule in Soroksár diesem schönen Theaterstück inspiriert habe.

Hans Schmuck, Vorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn in Bayern, freute sich über die Anwesenheit einer Schülergruppe aus Ungarn und bedankte sich, dass der ungarische Gedenktag in München in dieser festlichen Form gewürdigt werde.

Die Direktorin der Anton-Grassalkovich-Schule in Soroksár, Erzsébet Kreisz, bedankte sich herzlich für die Einladung nach München.

Es folgten zwei Festreden. Der Landtagsabgeordnete Josef Zellmeier, stellvertretender Vorsitzender der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag und Vorsitzender des Landesverbands Bayern der Karpatendeutschen Landsmannschaft, würdigte Ungarn für den Gedenktag, der an die Vertreibung der Ungarndeutschen erinnert.

»Ich war 16 Jahre alt. Und in einer einzigen Nacht wurde ich erwachsen.« Dieses Zitat von Theresia Lang in Erinnerung an die Vertreibung aus Zanegg (Mosonszolnok) stellte Dr. Gergely Gulyás, Vizepräsident des Ungarischen Parlaments, seiner Festrede voran. Ausführlich ging er auf die Vertreibung der Ungarndeutschen ein: »Am heutigen Tag, am 19. Januar, gedenken wir den nach dem Zweiten Weltkrieg den gegen ihren Willen vertriebenen Ungarndeutschen. Wir gedenken denjenigen etwa 200 Tausend Menschen, die wegen ihrer deutschem Abstammung all ihres Hab und Guts enteignet und vertrieben wurden. Und wir gedenken den mehr als 30.000 Schwaben, die Anfang 1945 zur Zwangsarbeit, dem sogenannten Malenkij Robot, in die Sowjetunion verschleppt wurden und woher die meisten nie heimkehrten. Unzählige gebrochene Lebenswege, erniedrigte Frauen und Männer, deren Familien noch heute diese schmerzha fte und unaufgearbeitete Erinnerung hegen – sowohl in Ungarn, als auch in Deutschland. Hinter den erstaunlichen Zahlen finden sich zehntausende Einzelschicksale, persönliche Tragödien und Familientragödien. Mit uns lebende Geschichten von ungarischen Deutschen, die mit unseren Großvätern im Krieg gemeinsam unter der ungarischen Fahne für ihre gemeinsame Heimat gekämpft haben, aber nach ihrer Rückkehr in die Heimat gemeinsam mit ihren Familien zu Habenichtsen gemacht und vertrieben wurden, weil sie eine andere Muttersprache sprachen, weil sie als Deutsche Ungarn waren. Wir dürfen nicht vergessen: die einzige Schuld, die diese Verschleppten und Vertriebenen hatten, war, dass sie Ungarndeutsche waren.« »Ich war 16 Jahre alt. Und in einer einzigen Nacht wurde ich erwachsen.« Dieses Zitat von Theresia Lang in Erinnerung an die Vertreibung aus Zanegg (Mosonszolnok) stellte Dr. Gergely Gulyás, Vizepräsident des Ungarischen Parlaments, seiner Festrede voran. [...]

Lesen Sie mehr in der Printausgabe.

Zurück zur Startseite
Unser Hauskalender 2024

weitere Infos zum Hauskalender 2024



Sie haben die Wahl ...
weitere Infos
Anzeigen
Mit Anzeigen und Inseraten erreichen Sie Ihre Zielgruppe. Anzeige aufgeben

Unsere neue Dienstleistung für Verlage, die Ihr Abogeschäft in gute Hände geben wollen.


aboservice

mehr
Informationen


Unsere Post
Telefon: +49 (0) 711 44 06-140 · Fax: +49 (0) 711 44 06-138
Senefelderstraße 12 · D-73760 Ostfildern
Kontakt | AGB | Datenschutz | Impressum