Unsere Post – Startseite
Startseite » Archiv » 2016 » Ausgabe 7-8 » Titelthema
Titelcover der archivierten Ausgabe 7-8/2016 - klicken Sie für eine größere Ansicht
Aktuelle Veranstaltungen
in Deutschland und Ungarn finden Sie hier.
Bücherecke
Museen
Die Schriftleitung
Ihre Beiträge zu
Familiennachrichten und andere Meldungen senden Sie bitte an
die Schriftleitung.
Titelthema

Vertrieben aus der Heimat

70. Jahrestag der Vertreibungen der Ungarndeutschen in Jeina (Budajenö)
Vertrieben aus der Heimat
Budajenös Bürgermeister István Budai, Dieter Lack, Ehrenbürger Michael Lack, Gaildorfs Bürgermeister Frank Zimmermann und Staatssekretär Miklós Sóltesz
Foto: Sunni Herzog
Der zweite Weltkrieg war im April 1946 schon beendet – das von der Sowjetunion besetzte Ungarn gehörte zu den Kriegsverlierern. Die Gunst der Stunde nutzte der ungarische Staat die deutsche Minderheit außer Landes zu schaffen. Über 200.000 deutschstämmige, in Ungarn lebende Menschen, wurden wegen kollektiver Mitschuld in Waggons gepfercht und nach Deutschland gefahren. Untersuchungen, ob jemand Kriegsverbrecher war, oder zum Widerstand gegen die Nazis gehörte und Leben gerettet hatte, wurden nicht gemacht – ein deutscher Name war Grund genug für die Vertreibung.

Insgesamt haben 800 Menschen – 190 Frauen, 160 Männer und 450 Kinder – ihre Heimat in Budajenö vor 70 Jahren verloren. Doch der Neubeginn im zerstörten Nachkriegsdeutschland war für die vertriebenen Ungarndeutschen alles andere als leicht. »Wir kamen an mit nichts, hatten alles verloren und hier wurde uns auch nichts geschenkt – im Gegenteil, es gab ja nichts nach dem Krieg«, beschreibt Michael Lack, Ehrenbürger Budajenös, das Erlebte. Die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat war groß. Kinder verstanden überhaupt nicht, warum sie von ihren Freunden getrennt wurden. Manche Familien reisten dem Gesetz wiedersetzend nach Ungarn zurück. Viele mussten ins Gefängnis, oder wurden wieder zurück nach Deutschland geschickt.

Zum 70. Jahrestag der Vertreibung fuhren 23 aus Budajenö stammende Bürgerinnen und Bürger in ihre »alte« Heimat. Für sie wurde ein Reisebus organisiert. Ehrenbürger Gerhard Schick und seine Frau Ilse Schick sowie Bürgermeister Frank Zimmermann, Eutendorfs Ortsvorsteher Jürgen Jäckel und Sunni Herzog, Mitarbeiterin der Stadtverwaltung fuhren ebenfalls nach Budajenö.

Rund 200 Menschen versammelten sich am Samstag zur Gedenkfeier am Mahnmal der Vertreibung, welches vor zehn Jahren zum 60. Jahrestag errichtet wurde. Viele der Anwesenden waren während der Reden sichtlich getroffen und emotional, viele nachdenklich und in sich gekehrt, als die Gesangs- und Musikeinlagen der örtlichen Musikgruppen ertönten. Die Gedenkfeier wurde vom Lokalfernsehen dokumentiert. Budajenös Bürgermeister Istvan Budai betonte in seiner Rede, dass alle Vertriebenen und alle Gaildorferinnen und Gaildorfer stets in Budajenö willkommen sind. Dass das kleine beschauliche Budajenö ein kultureller Platz bleibt, an dem Erinnerungen gepflegt werden und Menschen das Gefühl von Heimat vermittelt wird, wünscht sich Staatssekretär Miklos Soltesz. Anschließend entschuldigte er sich in seiner Ansprache im Namen der ungarischen Nation für die Vertreibungen. Einen besonderen Dank sprach Gaildorfs Bürgermeister Frank Zimmermann in seiner Rede all denjenigen aus, die den hohen Wert der Partnerschaft erkannt haben und diese tatkräftig unterstützen und fördern. Darunter zählt Zimmermann viele Einzelpersonen, wie Budajenös Bürgermeister Istvan Budai, Josef Herb als Vorsitzender der deutschen Selbstverwaltung, Stadtrat Günther Kubin, Ehrenbürger Gerhard Schick und den budajenöer Ehrenbürger Michael Lack. Weiter bezeichnete er die Partnerschaft als einen Garant dafür, dass die Menschen beider Gemeinden auf vielen Gebieten voneinander lernen und profitieren können – aber auch dafür, dass die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Ein wertvoller Grundstein dafür sind sicherlich die Schüleraustausche, welche von der Bürgerstiftung Gaildorf mitfinanziert werden.

»In den Ländern der Europäischen Union sind für fast alle Menschen Frieden und Wohlstand heute selbstverständlich. Jüngere Generationen könnten es sich nur schwer vorstellen, was es bedeutet, die Heimat zu verlieren«, so Zimmermann weiter. [...]

Sunni Herzog
Lesen Sie mehr in der Printausgabe.

Zurück zur Startseite
Unser Hauskalender 2024

weitere Infos zum Hauskalender 2024



Sie haben die Wahl ...
weitere Infos
Anzeigen
Mit Anzeigen und Inseraten erreichen Sie Ihre Zielgruppe. Anzeige aufgeben

Unsere neue Dienstleistung für Verlage, die Ihr Abogeschäft in gute Hände geben wollen.


aboservice

mehr
Informationen


Unsere Post
Telefon: +49 (0) 711 44 06-140 · Fax: +49 (0) 711 44 06-138
Senefelderstraße 12 · D-73760 Ostfildern
Kontakt | AGB | Datenschutz | Impressum