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Rückblick

70 Jahre Ankommen in Geretsried

Gedenktafel zur Erinnerung an die Vertreibung aus Pusztavám
70 Jahre Ankommen in Geretsried
Bürgermeister Zapfl, Lisztmayer, Müller und Initiator Hodolitsch bei der Enthüllung der Steinplatte
Foto: HG
Eine rote Marmorplatte ist die passende Erinnerungstafel für Geretsried, sagte Georg Hodolitsch, stellvertretender Vorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn in Bayern. Rot als Symbol für Trauer und Schmerz bei der Flucht und Vertreibung. Rot ist aber auch die Farbe der Freude und Liebe zur neuen Heimat. Bei ihm ist bei der Zeitzeugenbefragung die Idee gereift, dieses Ereignis der Flucht aus Pusztavám, aber auch das Ankommen über Beuerberg in Geretsried, festzuhalten. Dabei haben ihn die Geflüchteten voll unterstützt und es war erkennbar, dass für sie diese geschichtliche Dokumentation in Geretsried schon lange festgehalten werden sollte. Durch die Spenden von 21 Familien und Mithilfe der Pusztavamer ist dies jetzt gelungen. Der Stein selbst stammt aus einem Steinbruch an der Donau etwa 35 km nördlich von Pusztavám.

Bürgermeister Michael Müller erinnerte an die besondere Entwicklung von Geretsried. Die junge Generation könne kaum noch erahnen, was sich damals abgespielt hat. Nach dem Krieg wurde durch die geflüchteten und vertriebenen Eltern und Großeltern aus den osteuropäischen Siedlungsgebieten ein blühendes Gemeinwesen geschaffen. Darauf sind wir zurecht stolz. Es steckt aber für uns alle eine große Aufgabe und Verantwortung darin, dieses Werk zu erhalten und fortzuführen.

Bürgermeister Gerhard Zapfl aus Nickelsdorf bestätigte, dass die Geschichte leider aus Migration bestehe. Sein Ort an der österreich-ungarischen Grenze betreute mehrfach in der Vergangenheit Flüchtlinge aus dem Osten. Erwähnt seien hier besonders die Jahre 1945, 1956, 1989 und 2015, jeweils eine Herausforderung für die Gemeinde, das Land und für Europa. Für János Lisztmayer, Bürgermeister von Pusztavám, ist es schwer über die Vertreibung zu sprechen. Aber wir müssen darüber reden. Er bedankte sich, dass die Vertriebenen in Geretsried heimisch werden durften.

Für Hans Schmuck, Vorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn in Bayern, ist die Gedenktafel ein sichtbares Zeichen der Erinnerungskultur. Über erste Erfolge in der Nachhaltigkeit konnte Hodolitsch bereits berichten. Eine Doktorandin der Humboldt-Universität in Berlin befasst sich mit diesem Thema in Bezug auf Geretsried. Eine Schülerin am Gymnasium in Geretsried hat ihre Projektarbeit über die Ansiedlung der Vertriebenen in Geretsried-Gelting und dabei auch über einen Landsmann aus Pusztavám geschrieben. Dieser konnte seinen Beruf als Landwirt, wie in Pusztavám, auch in der neuen Heimat weiter ausüben.

Erstaunlich für Hodolitsch war, dass die 31 Pferdegespanne aus Pusztavám ab 9.12.1944 gut bis Zillingdorf, südlich von Wien, kamen und nach der Bahnverladung am schnellsten im sicheren Beuerberg, in Bayern waren. Und das ohne Verluste an Menschen. Die zuvor begonnene Verladung der Frauen und Kinder in Viehwaggons in der Kreisstadt Mór und die später Vertriebenen brauchten mehrere Monate nach Deutschland. Sie mussten Ihre Heimat verlassen, nur weil sie Deutsche waren oder sich zum Deutschtum bekannt hatten. Dabei starben viele Säuglinge – es kamen aber auch Kinder während der Flucht zur Welt!

Die ersten Deutschen aus Pusztavám siedelten sich im September 1945 in Schwaigwall, damals noch, wie ganz Geretsried, Gemeinde Gelting an. Heute leben die meisten Landsleute und Ihre Nachkommen im schönen Blumenstraßenviertel (Dr. Bleyer Siedlung) von Geretsried.

Die Enthüllung der Erinnerungstafel nahmen vor rund 80 Personen im überfüllten Foyer des Geretsrieder Rathauses gemeinsam Zapfl, Lisztmayer, Müller und Hodolitsch vor. Ben Dreier von der Musikschule Geretsried mit seinem Akkordeon sorgte für die musikalische Umrahmung. Beim anschließenden Empfang bei gespendeten Wein aus Pusztavám, Nickelsdorf und Geretsried mit frisch gebackenem Gebäck der ungarndeutschen Frauen wurde vieles wieder in Erinnerung gerufen. Für Hodolitsch, als Initiator der Gedenktafel, konnte damit auch die bestehende Freundschaft und geschichtliche Verbundenheit der drei Gemeinden weiter vertieft werden.
HG
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