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Kultur

Lust und Leid der Künstler

Puccinis Oper »La Bohème« in einer Inszenierung von Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka am Staatstheater Nürnberg
Lust und Leid der Künstler
»La Bohème« in Nürnberg: Hrachuhí Bassénz als Mimi und Csilla Csövari als Musetta
Foto: Staatstheater Nürnberg
Mit ihren Inszenierungen sorgen Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka seit einiger Zeit in Deutschland für Aufsehen an den Opernbühnen. Nun interpretierten sie an der Oper Nürnberg Puccinis Oper »La Bohème«. Wie immer entwarfen sie auch Bühnenbild und Kostüme für ihre Inszenierung. »La Bohème« verlegten sie aus dem 19. Jahrhundert in die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Da kann man sich eine an Tuberkulose sterbende Frau gerade noch vorstellen. GIs und Schwarzhändler bevölkern die Straßenszene, auf der Suche nach Alkohol und Glück in diesem grauen Paris.

Für das triste Dachatelier der vier Künstler (der Dichter Rodolfo, der Maler Marcello, der Musiker Schaunard und der Philosoph Colline) öffnet sich zunächst nur ein Teil der Bühnenöffnung. Dem Tisch fehlt ein Bein, es muss mit Büchern gestützt werden. Links führt eine Glastür in ein Vorzimmer. Es ist Winter und kalt, Rodolfo verbrennt ein Manuskript im Ofen, um zu heizen. Schaunard hat hier nicht den Papagei eines reichen Engländers in den Tod gespielt, sondern moderner als Weihnachtsmann gearbeitet. Weiter oben geht dann zeitweilig noch ein kleines graues Kämmerchen auf: das Zimmer von Mimi, karg, ein Stuhl, eine Glühbirne. Um die Geschichte mit der erloschenen Kerze in das Zeitgefüge einzupassen, hatten Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka eine Idee: In der Szene mit dem Hauswirt taucht überraschend auch dessen Ehefrau auf, die den Künstlern den Strom abdreht. Nun hat auch Mimì kein Licht mehr. Sie fragt dann eben in der Nachbarschaft nach Licht für eine Kerze. Das ist dann die Gelegenheit, dass sich Mimì und Rodolfo kennenlernen. Beide zögern dann den Augenblick noch hinaus, indem sie dem Luftzug, der die Kerze auspustet, etwas nachhelfen. Beide entschwinden am Ende des ersten Akts frisch verliebt durch einen aufklaffenden Riss in der Wand in eine andere Welt. Erst im zweiten Akt öffnet sich die ganze Bühnenöffnung. Eine Straßenszene mit Café am Weihnachtsabend wird sichtbar. Im ersten Stock des Cafés tummeln sich allerdings gewisse Damen, die auf Kundschaft warten. Zur Zeit passend bekommt Mimi eine rote Baskenmütze. Hier taucht nun auch Musetta mit ihrem Verehrer Alcindoro auftaucht. Das Regieteam lässt Musetta ihn plakativ als Hund an der Leine vorführen. Allerdings serviert sie ihn schnell ab, als sie ihren Exfreund Marcello entdeckt, für den sie sofort wieder entbrennt und eine kleine Komödie aufführt, um ihren Verehrer loszuwerden. Vor dem Kellner mit der Rechnung retten sich die Künstler mit den beiden Damen in ihr Atelier, das sich von links auf die Bühne schiebt. Auch im dritten Akt sind beide Bereiche sichtbar. So kann sich Mimì, wenn sie auf Rodolfo wartet und hört, wie er über sie mit dem Maler Marcello spricht, der in dieser Inszenierung sogar als Barmann sich verdingen muss, in das Atelier flüchten, in dem ein verdorrtes Weihnachtsbäumchen ihre trostlose Lage noch mehr verdeutlicht. Während Marcello und Musetta keifend aufeinander einprügeln, versöhnen sich Rodolfo und Mimì wieder.

Im vierten Akt kleckst Marcello immer noch mit roter Farbe herum (eine Anspielung darauf, dass er in der Oper und im als Vorbild dienenden Rom das Bild »Das rote Meer« malt). Statt der Spielszene vergnügen sich unsere Künstler in Nürnberg mit Bodypainting. Ergreifend gelingt dann doch das tragische Ende mit dem Tod von Mimì.

Mit vielen aus dem Libretto entnommenen und neu interpretierten Details haben die beiden Ungarinnen Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka »La Bohème« aufgefrischt und erneuert. Die Örtlichkeiten wurden etwas gestrafft, indem das Atelier fast dauerhaft auf der Bühne präsent ist und die Gaststätten des zweiten und dritten Akts zu einer verschmolzen: aus dem Café Momus des zweiten Akts wird im dritten eine Americain Bar.

Der auch aus Ungarn stammende erste Kapellmeister Gábor Káli akzentuierte die Partitur deutlich und vielschichtig. In der Vorstellung am 27. November sang Csilla Csövari die Rolle der Musetta mit schönem Sopran. Sie traf dabei das richtige Maß zwischen der Verführerin und der Liebenden. Sehr schön interpretierte sie den sog. Musetta-Walzer im zweiten Akt. Genauso Ein Glücksfall ist aber auch Hrachuhí Bassénz als Mimì. Ilker Arcayürek bot mit schön gestaltetem Tenor einen wunderbaren Rodolfo. Auch die anderen Künstler, Levent Bakirci als Marcello, Daniel Dropulja als Schaunard und Alexey Birkus als Colline waren gut besetzt.
Klaus J. Loderer
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