archivierte Ausgabe 9/2015 |
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Ein neuer Stil zum Achtzigsten |
Ausstellung mit Gemälden von János Bella im Helferhaus in Backnang |
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János Bella in der Ausstellung in Backnang
Foto: kjl |
Mit einer großen Ausstellung würdigte der Heimat- und Kunstverein im Helferhaus in Backnang im Juni den aus Ungarn stammenden Maler János Bella. In Backnang ist er seit vielen Jahren als Künstler tätig. Viele Generationen von Schülern hat er als Kunstlehrer an der Schickhardt-Realschule mit Kunst und Zeichnen vertraut gemacht. Die »Maler der Baracke« und die Kunstschüler der Volkshochschule Backnang brachte er auf den künstlerischen Weg, prägte ihr Sehen und stattete sie mit Gefühl für Strichführung und Farbe aus.
Grundthema fast aller seiner Werke ist der Mensch, sind Mann und Frau in ihren vielfältigen Beziehungen zueinander. Selten findet man bei ihm ein Bild ohne Menschen. Reine Landschaften haben ihn nie interessiert. Die Landschaften im Hintergrund sind kahl und unwirtlich. Taucht einmal ein Baum aus, muss man ihn schon als Symbol werten. Höchstens die Experimente mit Décalcomanie sind gelegentlich menschenleer. Doch auch diese nach János Bella oft als Basis für Übermalungen mit Menschengruppen. Die Ausstellung zum achtzigsten Geburtstag zeigt einen Querschnitt durch das Schaffen Bellas. Ungefähr chronologisch sind die Werke geordnet.
Die ungarische Heimat scheint immer wieder in seinen Bildern durch. Sei es durch ein magyarisch wirkendes Gesicht oder durch die ländliche ungarische Tracht. Man könnte manche ebene Landschaft als Puszta identifizieren, ohne dass János Bella sich darauf festnageln lässt. Ein Bauernhaus mit Rind verweist deutlich auf Ungarn. Die Landschaft, über der ein bläulicher Engel schwebt, ist in dramatischer Schieflage. Ein Ehepaar könnte das Elternpaar sein, ohne dass das Bild ein eigentliches Porträt darstellt. Wie oft in seinen Bildern wirken die Gesichter stilisiert, stellen eher Archetypen als konkrete Menschen dar. Tatsächliche Porträts gibt es aber auch. Die Personen seiner Familie finden sich in einem reizvollen Arrangement kleiner Porträts an einer Wand vereint.
Immer wieder finden sich religiöse Themen in den Bildern Bellas. Da ist der brennende Dornbusch mit einem furchtsam seinen Stab umklammernden Moses mit weit aufgerissenen Augen. Dieser weicht vor den züngeln nach ihm greifenden Flammen zurück und droht über einem tiefen Abgrund abzustürzen. Der Betrachter spürt die Angst der dargestellten Figur. Es handelt sich um eines der seltenen von János Bella datierten Bilder. 1972 sagt die Signatur. Später mochte Bella solch theatralische Bewegtheit nicht mehr. Viel ruhiger ist eine Kreuzigung Christi aus demselben Jahr: Das Kreuz mit dem blutenden Christus vor kahler Landschaft, flankiert von Longinus mit der Lanze, Maria Magdalena, Maria und Johannes. Immer wieder probierte János Bella neue Techniken aus. Wurde ihm die Ölmalerei zu langweilig, experimentierte er mit der Décalcomanie, der Abklatschtechnik, bei der die Ergebnisse nicht planbar sind. Doch dies reichte ihm nicht. Er nahm sie als Basis für Übermalungen. Die letzten Räume zeigten dann ganz überraschende Arbeiten. Tatsächlich hatte sich János Bella für einige Zeit von der Malerei zurückgezogen. Gedichte in ungarischer Sprache waren nun sein bevorzugtes Arbeitsfeld. Doch dann zog es ihn doch wieder zur Malerei. Und er fand sich nun in einer ganz anderen Richtung als bisher. Farbenfroh und flächig sind diese Bilder. Bewusst vermeidet er Tiefenwirkung und Perspektive. Wellenlinien prägen die Bilder. Farbige Flächen sind ohne die früher für ihn so typischen Konturen gegeneinandergesetzt. Die Menschen sind zu stilisierten Chiffren reduziert. Gesichtslos schweben sie durch die Bilder. Doch bauen sie Beziehungen zueinander auf, greifen nach einander oder halten die Hände. Sie wirken in den Farbflächen schwimmend und bilden die vertikalen Gegensätze zu den horizontal verlaufenden Wellen.
Klaus J. Loderer
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