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Kultur

Aus Trümmern und Elend zum Wirtschaftswunder

Geschichte macht weise für immer, aber nicht klug für ein anderes Mal
Aus Trümmern und Elend zum Wirtschaftswunder
Christian Glass und Leni Perencevic
Foto: Stefan P. Teppert
»Angekommen« heißt eine neue Sonderausstellung im Ulmer »Donauschwäbischen Zentralmuseum« (DZM). Sie thematisiert die schwierige, aber im Ergebnis weitestgehend erfolgreiche Integration von rund 15 Millionen Deutschen, die innerhalb weniger Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat im Osten Europas sowie den östlichen Teilen des Deutschen Reichs ins zerstörte West- und Mitteldeutschland geströmt waren. Die Eingliederung so vieler seelisch und körperlich erschöpfter Menschen, die zudem völlig mittellos waren, hätte schon ein intaktes Staatswesen vor kaum lösbare Probleme gestellt. Sie schien in den ersten Jahren schlicht unmöglich. Neben Hunger und Elend herrschte Mangel an Wohnraum, die Not der Vertriebenen äußerte sich nur deshalb nicht in Tumulten, weil sie zunächst in eine aus Hoffnungslosigkeit geborene Apathie versanken. Aber sie hegten keine Rachegedanken, sondern zeigten immer wieder ihren Willen zu einem neuen Miteinander mit den Staaten und Menschen, die sie vertrieben hatten. Statt sich abzukapseln, stellten sie sich den gewaltigen Herausforderungen, bauten sich eine neue Existenz auf, engagierten sich sozial und politisch, veränderten und prägten ihr neues Gemeinwesen, bereicherten die Aufnahmegesellschaft mit ihrem technischen, handwerklichen oder akademischen Wissen, mit ihrer interkulturellen Kompetenz, ihrer Mehrsprachigkeit, auch wenn sie nicht selten auf Ablehnung stießen und lange zwischen die Mahlsteine der politischen Auseinandersetzungen gerieten. Was anfangs unmöglich erschien, gelang zum Erstaunen vieler sowohl in der BRD als auch in der früheren DDR, wenn auch auf höchst unterschiedliche Weise, und gehört rückblickend zu den größten Leistungen der deutschen Nachkriegsgesellschaft.

Die Ausstellung präsentiert ein umfassendes Bild der Eingliederung der Vertriebenen, angefangen von ihrer Herkunft über die Lebensumstände in den Durchgangs- und Aufnahmelagern, die Suche nach Lohn und Brot bis hin zu den politischen Rahmenbedingungen, wie sie sich im Bundesvertriebenengesetz, im Lastenausgleich, im Bund der Vertriebenen und in ihrer Charta von 1950 manifestierten. Zum langen Weg der Integration gehört beispielsweise auch das private und kollektive Erinnern. Leni Perenčević hat die schon 2011 vom Zentrum gegen Vertreibungen erstellte Ausstellung mit Exponaten aus den Beständen des DZM und Informationen zur örtlichen Situation in Ulm angereichert, darunter anschauliche Fluchtgeschichten von einzelnen Familien. Mit der Kienlesbergkaserne befand sich in Ulm das zweitgrößte Durchgangslager in Baden-Württemberg.

Am Donnerstag, dem 21. Mai um 19 Uhr, fand die Eröffnung der Ausstellung statt. Christian Glass, der Direktor des Donauschwäbischen Zentralmuseums, freute sich, rund hundert Besucher begrüßen zu können. Hans Supritz, Landes- und Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Donauschwaben, betonte in seinem Grußwort die Rolle der Landsmannschaften bei der Integration.

Prof. Manfred Kittel vom Deutschen Historischen Museum Berlin führte in das Thema ein, indem er zwischen der vergleichsweise unspektakulären physischen Ankunft der deutschen Ostvertriebenen in den Trümmern der Besatzungszonen und dem vielschichtigen Prozess ihrer mentalen Neubeheimatung unterschied. Zum Geschehen der Integration lasse sich gar nicht sprechen, ohne die aktuelle Flüchtlingsproblematik mit zu bedenken. Fundamentale Differenzen zeigte Kittel beim Vergleich zwischen beiden Vorgängen auf, verwahrte sich aber gegen Missdeutung, indem er vorausschickte, dass der christliche Abendländer nicht gleichgültig zusehen könne, wie Menschen im Mittelmeer ertrinken. Im Unterschied zu den deutschen Heimatvertriebenen, bei denen bloß andere Dialekte oder Konfessionen eingegliedert werden mussten, handle es sich heute allerdings um andere Sprachen und Religionen, um nicht nur geografisch, sondern auch kulturell und mental viel weiter entfernte Regionen als jene Deutschen aus Schlesien oder dem Banat etwa. [...]
Stefan P. Teppert
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