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Rückblick

»In Ungarn geboarn – in Bayern dahoam«

Gedenkveranstaltung zur Flucht aus Pusztavám in Geretsried
»In Ungarn geboarn – in Bayern dahoam«
Gedenkveranstaltung an die Flucht aus Pusztavám in Geretsried
Foto: Georg Hodolitsch
Flucht aus Pusztavàm vor 70 Jahren – an dieses traurige Ereignis erinnerte die Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn in Bayern (LDU), in Zusammenarbeit mit der Südostdeutschen Landsmannschaft Geretsried (SOD) und dem Arbeitskreis Historisches Geretsried in einer Gedenkveranstaltung am 8. Dezember 2014 im Gasthof Geiger. Auf 50 Personen hatte Georg Hodolitsch als Organisator gehofft. Etwa 110 Besucher kamen, unter ihnen auch der Altbürgermeister von Eurasburg Michael Bromberger. Bei seinen Eltern waren bereits vor Kriegsende ausgebombte Münchner, Franzosen und die geflüchtete Ungarndeutschen einquartiert.

»Die Russen kommen!« Diese Worte hat die damals neunjährige Theresia Harting, geb. Farkasch, noch sehr gut in Erinnerung. Im November und Dezember 1944 war diese Warnung in aller Munde. In Pusztavám wurden deshalb die ersten Eisenbahntransporte mit schwangernen Frauen, Kindern und Alten von Mór aus nach Österreich, Tschechien und Schlesien in Sicherheit gebracht.

Hans Schmuck als Vorsitzender der LDU und Reinhold Mayer Vorsitzender der SOD gingen zunächst auf die historischen Hintergründe ein. Mayer zeigte eine Karte mit dem Fluchtweg der 31 Pferdegespanne aus Pusztavám, 80 Kilometer westlich von Budapest, nach Bayern. Der Weg führte über Kocs, Ödenburg (Sopron) nach Zillingdorf und Neunkirchen in Niederösterreich. Hier wurde der Flüchtlingszug am 6. Januar 1945 auf die Eisenbahn verladen und kam am 7. Januar 1945 früh in München an. Die Waggons kamen auf ein Abstellgleis, da der Weitertransport über Holzkirchen nicht durchgeführt werden konnte. Es kostete Schinken und Tabak, um einen Lokführer für die Weiterfahrt über Starnberg und Bichl nach Beuerberg zu finden. Diese Aktion rettete den Flüchtlingen das Leben, da in der darauffolgenden Nacht der Bahnhof in München von den Alliierten bombardiert wurde. Der Empfang in Beuerberg war freundlich und sie wurden mit warmen Getränken, Brot und Marmelade versorgt, erinnerte sich Katharina Weiler, geb. Hodolitsch. Dieser Flüchtlingstransport am schnellsten in Sicherheit in Bayern. Die anderen in alle Richtungen verstreuten Flüchtlinge aus Pusztavám wurden später von Franz Stammler nach Beuerberg geholt.

Georg Hodolitsch, der die Personen befragt hatte, gelang eine sehr gute Auswahl unter den Zeitzeugenberichten. Seine ungekürzten und unbearbeiteten Tonbandaufzeichnungen vermittelten den Eindruck von Liveerzählungen. So berichtete Katharina Weiler, geb. Hodolitsch, das ihr Vater schon Monate vorher in seiner Post aus dem Krieg zum Flüchten geraten hatte. Sie hatten sich damals nicht betroffen gefühlt, obwohl schon die ersten Flüchtlingstrecks aus dem Banat und Jugoslawien nach Pusztavám kamen. Sie erinnerte sich auch an die Kälte während der Flucht mit dem Perdefuhrwerk.

Anton Wagner schlief während der Einquartierung in Zillingdorf mit seinen Eltern im Stall und durfte in der Weihnachtszeit mit dem Bauer als junger Bursch zur Rehjagd mitgehen.

Anna Malatides, geb. Stettner, erfuhr nach der Flucht über Tschechien aufgrund einer Verwechslung bei Namensgleichheit vom Tod Ihres Vaters. Später konnten Ihre Mutter und sie ihn aber im Quartier in Gmund am Tegernsee wieder in die Arme nehmen und ihr Bruder Matthias, auf der Flucht im Februar 1945 geboren, sah zum ersten Mal seinen Vater. Ludwig Malatides, Annis späterer Mann, freute sich als Kind zunächst über die Bahnfahrt auf der Flucht. Durften sie doch abwechselnd aus dem Fenster schauen. Seine Reise ging zunächst bis in den Pongau und nach Kriegsende wieder zurück nach Pusztavám. Die endgültige Vertreibung 1948 lies aber nicht lange auf sich warten. Katharina Fuhrmann, geb. Stettner, hatte auf der Flucht über die Tschechoslowakei zunächst Angst vor den schwarzen Amerikanern. »Die reißen euch die Ohrringe raus,« sagten die Leute unterwegs. Tatsächlich waren die Amerikaner sehr freundlich und schenkten ihnen Kekse und Schokolade. Ein Soldat begleitete die Flüchtlinge im Zug sogar bis Niederbayern. [...]
Georg Hodolitsch
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