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Kultur

Csárdás im Orient-Express

Das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen zeigt Emmerich Kálmáns Operette »Die Csárdásfürstin« in einem Bühnenbild von Dieter Richter
Csárdás im Orient-Express
Erster Akt: Hochzeitsversprechen im Orient-Express – in der Mitte Petra Schmidt als Silva und Peter Schöne als Edwin
Foto: Thilo Beu
In Emmerich Kálmáns Operette »Die Csárdásfürstin« ist viel von Reisen die Rede. Warum also nicht die Handlung gleich in einen Zug verlegen. Es ist doch eine witzige Idee, die Abschiedsparty der gefeierten Sängerin Sylva Varescu von der Bühne des Budapester Orfeums in den Zug von Budapest nach Wien zu verlegen, den sie ja nach dem Text am Ende des ersten Akts sowieso besteigen wird. Bühnenbildner Dieter Richter hat deshalb den berühmten Orient-Express auf die Bühne des Musiktheaters im Revier in Gelsenkirchen gestellt. Es ist natürlich nicht der ganze Orient-Express, sondern nur ein Wagen, den man schon vor Beginn der Vorstellung auf der Bühne sehen kann. Zuerst sieht man den Wagen nur von außen. Mit der Ouverture – die musikalische Leitung von Thomas Rimes (die Premiere am 19. Dezember 2014 hatte Svetoslav Borisov einstudiert) sorgte mit der Neuen Philharmonie Westfalen für einen gepflegt schwungvollen Operettenton – wird dann der Blick in einen liebevoll detailliert eingerichteten Erster-Klasse-Salonwagen mit Holzvertäfelung und Ledersesseln frei. Durchsagen auf ungarisch (diese hatte man sich von Ilena Jakab in Budapest sprechen lassen) und wienerisch, der Schaffner pfeift, die Fahrt beginnt. Und eine muntere Gesellschaft, die Herren im Smoking und die Damen wie von Otto-Dix-Gemälden inspiriert (Kostüme Renate Schmitzer), feiert dicht gedrängt im Speisewagen mit viel Champagner. Im Hintergrund flitzen die Lichter der Nacht vorbei. Das ist konsequent durchdacht. Wenn Sylva die berühmte Arie vom »Teufelsweib« singt, demonstriert sie das gleich, indem sie an der Notbremse sieht. Funken sprühen an den Rädern und der Zug kommt quietschend zum Stehen. Geschickt bringt Regisseur Dietrich W. Hilsdorf die Handlungsabläufe in der beengten Situation des Salonwagens unter. Die lineare Bewegungsrichtigung im Zug treibt Hilsdorf noch dadurch auf die Spitze, dass die Personen oft nach links abgehen, dann aber von rechts kommen. So wandert der Zuschauer mit durch den Zug. Amüsant ist das besonders in der Szene des von Varieté-Damen gejagten Boni, der auf dieser Hetzjagd durch den Zug so nach und nach seine Kleider verliert. Die Verdichtungen bei Szenen mit Chor und die Duett-Szenen bekommen im Zug ihren besonderen Reiz, immer wieder unterstrichen durch das schwungvoll die Vorderbühne dominierende Varieté-Ballett. Und es sind auch die beiden komischen »Nebenfiguren« Graf Boni und Feri bácsi, die diesen Akt am Laufen halten. Joachim G. Maaß gab den (künstlich) gealterten ungarischen Galan Ferenc Ritter von Kerekes mit nettem ungarischem Akzent. Diesem stand in der Vorstellung vom 20. Februar der für den erkrankten E. Mark Murphy eingesprungene Cornel Frey von der Deutschen Oper am Rhein als Graf Bonifaz Kancsianu nicht nach.

Im Zug kommt auch die Liebe zwischen dem Fürstenspross Edwin und der Sängerin Sylva in Fahrt. Peter Schöne und Petra Schmidt sind dafür eine gute Besetzung, wenn auch beide etwas die hohen Lagen der Partien unterschätzen. Während des zentralen Duetts im einsamen Salonwagen weht als träumerische Sequenz das Ballett schemenhaft hinter den Fenstern vorbei, wie Sylphiden gespensterhaft in dunkler Nacht. Um zu verhindern, dass Sylva nach Amerika fährt, unterschreibt Edwin ein Hochzeitsversprechen, obwohl er weiß, dass seine Eltern niemals in diese Ehe einwilligen werden. Dummerweise ist auch sein Vetter Rohnsdorff im Zug (Philipp Werner gibt diesen Oberleutnant herrlich trocken), der Edwin nicht nur einen Stellungsbefehl überreicht sondern dem Grafen Boni auch noch eine bereits gedruckte Verlobungsanzeige zwischen Edwin und der standesgemäßen Komtesse Anastasia zuspielt. Auch der zweite Akt bleibt in der Gelsenkirchener Inszenierung im Eisenbahnmilieu. Nicht im fürstlichen Palais wird gefeiert sondern im Erster-Klasse-Restaurant eines Wiener Bahnhofs. [...]
Klaus J. Loderer
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