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Titelthema

»Ich habe meine Großmutter nie lächeln sehen«

Gedenkveranstaltung 70 Jahre Deportation der Deutschen aus Südosteuropa in die Sowjetunion
»Ich habe meine Großmutter nie lächeln sehen«
Die Deportation nahm ihnen die Jugend: ehemalige Deportierte bei der Gedenkveranstaltung in Ulm
Foto: kjl
Was es heißt, unter schwersten Bedingungen bis zu fünf Jahren lang bei Kälte, schlechter Kleidung und mangelnder Ernährung in Kohlegruben Zwangsarbeit leisten zu müssen, das wurde bei einer Gedenkveranstaltung an die Verschleppung vor 70 Jahren deutlich. Mehr als 300 Besucher, darunter 30 hochbetagte Deportierte, waren zum Gedenken an die Deportation von deutscher Zivilbevölkerung aus Südosteuropa am 17. Januar nach Ulm gekommen.

Ein in der Öffentlichkeit wenig beachtetes Thema ist die Verschleppung der Deutschen aus Südosteuropa in die Sowjetunion im letzten Winter des Zweiten Weltkriegs. Auf Befehl Stalins wurden 1944/45 mehr als 110.000 Männer und Frauen zur Zwangsarbeit nach Russland und in die Staaten der Sowjetunion verschleppt. Viele von ihnen kamen in das Donezkbecken, die Bergbauregion im Osten der Ukraine, in der heute prorussische Separatisten gegen Truppen der Ukraine kämpfen.

Der erst kürzlich neu gewählte Präsident des Bundes der Vertriebenen, der Bundestagsabgeordnete Dr. Bernd Fabritius, verwies dabei auf die aktuellen Flüchtlingsströme. Die nach dem Zweiten Weltkrieg Deportierten und Vertriebenen kennen das Schicksal aus eigener Erfahrung. Unter dem Applaus der Anwesenden sagte er, dass sich die deutschen Heimatvertriebenen auf die Seite derjenigen stellen, die heute gezwungen sind infolge von Krieg von Gewalt ihre Heimat verlassen müssen.

Der Historiker Prof. Dr. Konrad Gündisch, Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München, zeigte die Zusammenhänge und den Ablauf der Ereignisse auf. Auf Anweisung Stalins wurde die deutsche Bevölkerung aus Ungarn, Rumänien und Jugoslawien zur Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert. Von Stalin mit einer pauschalen Kollektivschuld belegt, sollten die Zwangsarbeiter die zerstörte Industrie wieder aufbauen. Die Aushebung unter den Donauschwaben Siebenbürger Sachsen wurde innerhalb kürzester Zeit im Januar 1945 durchgeführt. Das Plansoll wurde sogar vor dem von Stalin festgesetzten Zeitpunkt erfüllt. Die Aktion hatte der berüchtigte Geheimdienstchef Lawrenti Beria organisiert. Aus Südosteuropa wurden 111.831 deutsche Frauen und Männer in die Sowjetunion deportiert, aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, vor allem aus Oberschlesien und Ostpreußen, 77.741 Personen. Die überwiegende Zahl der Deportierten waren Frauen und junge Männer. Die Sterberate betrug insgesamt etwa 15 Prozent – jeder sechste kehrte nicht zurück. Die Verhältnisse in den Lagern waren vor allem in den ersten beiden Jahren katastrophal, da die Zwangsarbeiter nicht genügend zu essen hatten und die hygienischen Verhältnisse völlig unzureichend waren. Von seiner Zeit im Lager mit ständigem Hunger, eisiger Kälte im Winter und in den Baracken umgeben von Ungeziefer berichtete anschaulich Anton Schenk, der auch als Totengräber die Verstorbenen begraben musste.

Später wurden vereinzelt sogar Kinder in den Lagern geboren. Der aus Temeswar (Timisoara, Temesvár) in Rumänien gekommene Helmut Weinschrott hat vor ein paar Jahren den Versuch unternommen, in der Ukraine nach den Spuren seiner Geburt in den Akten zu suchen, da man der Familie die originale Geburtsurkunde 1955 abgenommen hatte. Er musste allerdings feststellen, dass in den Verzeichnissen seine Geburt gar nicht vermerkt ist. Er erfuhr, dass man in den Fünfzigerjahren die originalen Verzeichnisse nach Moskau geschafft und für die örtlichen Archive Abschriften angefertigt hat, in denen die Lagerkinder nicht mehr vorkamen. [...]
Klaus J. Loderer
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