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Kultur

Über den Dächern von Wien

Richard Strauss’ Oper »Der Rosenkavalier« in Salzburg vor üppiger Wien-Kulisse
Über den Dächern von Wien
Rosenkavalier in Salzburg: Lever bei der Marschallin im ersten Akt
Foto: Salzburger Festspiele / Monika Rittershaus
Es sind die üppigen Wien-Panoramen, die als riesige Hintergrundbilder die neue Inszenierung von Richard Strauss’ Oper »Der Rosenkavalier« bei den Salzburger Festspielen dominieren. Die Fotos saugen den Blick förmlich ein und schaffen eine Bildopulenz, vor der sich die Bühnenhandlung dann erst einmal behaupten muss. Da ist der traumhafte Penthouseblick auf die Kuppel des Michaelertrakts der Hofburg – genau so müsste eine Upperclass Marie Theres von heute in Wien wohnen. Und natürlich würde der neureiche Faninal das Kunsthistorische Museum für das Hauptevent der Familie mieten – so der zweite Akt (Museen scheinen die diesjährige Modekulisse der Salzburger Festspiele zu sein, »Il Trovatore« spielt gleich ganz in einer Gemäldegalerie). Schwarz-weiß abgeklärt sind diese Fotos mit ihren Motiven der Ringstaßenpracht. Mit dem passenden Foto kann man sogar den ganzen Prater auf die Bühne zaubern wie im dritten Akt – und wird der Hintergrund dann sogar farbig: grün duften die Bäume und rot leuchten die Lampions. Nur spärliche weitere Requisiten sind auf der Bühne verteilt, im ersten Akt eine prächtige Flügeltür, die die Raumflucht der Fürstin andeutet, Bett und Sitzgruppen und ein großer Spiegel, schon modernere Jugendstilmöbel für das Haus Faninal und gleich ein ganzes Beisel zum Walfisch. Diese Möblierung lässt sich seitlich verschieben. Zusammen mit wechselnden Hintergrundfotos entstehen so schnell neue Raumeindrücke. Hätte man am Ende des ersten Akts das ganze Möbelzeugs rausgefahren, wäre ein unglaublich eindrucksvolles Bild mit der einsamen Marschallin entstanden, die in die kahle Allee eines Barockgartens blickt. Das hat man leider verschenkt. Doch im dritten Akt gelingt das dann endlich. Welch ein Bild: Eine Parkbank im morgendlich einsamen Prater für das Terzett. Herrlich! Dass der (in dieser Inszenierung erwachsene) Leibmohr dann mit dem weißen Rolls-Royce-Cabriolet vorfährt, das passt zum historischen Ambiente. Und schließlich geht es ja um »Standespersonen«. Irgendwie soll die Inszenierung etwa um 1900, also zur Entstehungszeit der Oper spielen. Die Kostüme von Yan Tax deuten dies an, ohne historisch exakt zu sein.

Harry Kupfers Regie belebt die Bühne Hans Schavernochs gekonnt und routiniert. Der Regiealtmeister gruppiert die Personen geschickt und gefällig, arbeitet sich artig durch die Regieanweisungen. Da werden die Statisten sinnvoll eingearbeitet und es ergeben sich stimmige Arrangements. Natürlich weiß Kupfer, dass der Rosenkavalier letztlich nur funktioniert, wenn man ein gewisses Zeremoniell betreibt. Und Kupfer weiß auch mit den Personengruppen umzugehen. Das bleibt konventionell ohne bieder zu wirken. Dabei bietet Kupfer einige schöne Ideen auf. Zum Frühstück legt die Fürstin eine Schallplatte auf das Gramophon – womit der musikalische Stilwechsel zum Rokokoschnörkel einleuchtend wird. Mit viel Liebe zu den Kleinigkeiten sind die Personen im Lever gestaltet. Neben Modistin, Hund- und Teppichhändler bietet ein Patisseur der Fürstin Konfekt an. Sie wählt schon aus, doch letztlich kann sie an diesem Morgen nicht einmal süßes Naschwerk beruhigen.

Allerdings gehen viele Details letztlich auf der riesigen Bühne unter. Die versuchte Slapstickszene mit dem verletzten Ochs auf der fahrbaren Krankenliege bleibt eher blass. Sehr geschickt sind allerdings die vermeintlichen Halluzinationen des Ochs im Beisel dargestellt. Und dann baut Kupfer zu den beiden Liebesbeziehungen im Rosenkavalier noch eine weiteres sanftes Band ein: der Leibmohr scheint seine Fürstin doch sehr zu verehren: zärtlich legt er im ersten Akt eine Rose auf den Servierwagen mit der Schokolade, nicht ahnend, dass sich seine angebetete Herrin hinter der Tür gerade mit ihrem jugendlichen Liebhaber Octavian verlustiert. Doch so wird die Marschallin, wenn sie auf Octavian verzichtet hat, der sich ja inzwischen in die gleichaltrige Sophie verguckt hat, vielleicht nicht einsam bleiben. Ein geschickter Szenenwechsel im Finale der Oper bringt uns wieder vor die Tür zum Schlafzimmer der Fürstin, dorthin bringt der Leibmohr das unter der Parkbank vergessene Taschentuch daran schnuppernd. Ob seine Herrin sein Sehnen bemerkt, das lässt die Inszenierung offen. [...]
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