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Titelthema

Weihnachten in Budaörs 1944

Budaörs vor 70 Jahren
Weihnachten in Budaörs 1944
Die sog. Alte Kirche bei Cikó, zwar Ruine aber immer noch als Wallfahrtsort verehrt
Zum Gedenken möchte ich aus alten Unterlagen von Theresia Noack geb. Herzog an diese Zeit erinnern und aus aktuellem Anlass in den nächsten Ausgaben alte Berichte von ihr nochmal abdrucken.

Beginnen wir mit: »Da ich mich zu dieser Zeit in Österreich aufgehalten habe, wurde ich von diesem schrecklichen Geschehen verschont – dieses Inferno, diese Hölle, die meine Landsleute durchleben mussten. Ich habe mich bei Bekannten umgehört, die diese Zeit in Budaörs durchmachen mussten. Midi Fülz, die Frau von Hans Weisskopf, hat mir gute Auskünfte erteilt. Sie sagte, die Front war schon ganz nah und man hörte schon Tage vor dem Heiligen Abend die Kanonenschüsse. Am Abend des Heiligen Abend sind die Russen in Budaörs eingedrungen. Sie kamen vom Lukaberg und vom Lunz Wirt, mit Kanonendonner, der Himmel war hell erleuchtet. Aus den Mikrofonen dröhnten laute Musik und Geschrei. Die Menschen hatten furchtbare Angst. Midi Fülz erzählte, dass sie bereits Tage zuvor viele Sachen in den Keller gebracht habe. In der Waschküche haben sie sich eine Küche eingerichtet, um kochen und sich dort aufhalten zu können. Die deutschen Soldaten waren abgezogen, nur einige junge Schwaben-Buben, die die Deutschen in Uniformen gesteckt haben, waren da und hatten furchtbare Angst. Midi sagte ihnen, sie sollen die Uniformen ausziehen und sie gab ihnen Zivilkleidung, um schnell nach Hause gehen zu können. Plötzlich standen die Russen im Hof des Hauses. Sie haben die Wohnung beschlagnahmt, zuerst um zu schlafen. Im Haus waren Midi Fülz, ihre Eltern und ihre Schwester, ihr Mann Hans war Soldat in Budapest. Sie hatten großes Glück, denn es kam ein hoher Offizier mit Diener und hatte die Paradestube, wie wir sie nannten, beschlagnahmt und wohnte sieben Wochen lang da, bis sie die Stadt eingenommen hatten. Er sprach ein wenig Deutsch, so konnten sie sich verständigen. Durch ihn waren sie geschützt vor den gewalttätigen Russen. Wenn er fortging, ließ er seine Offiziersjacke bei ihnen und sagte, wenn die Russen kämen, sollten sie ihnen seine Jacke zeigen. Diese hatte sie so vor Angriffen der brutalen Kämpfer geschützt. Hans Weisskopf, der von Beruf Bäcker war, hatte am Heiligen Abend beim Bader Bäcker für seine Kriegskameraden mit Hilfe seiner Schwester Nancs Weisskopf-Schulz und seiner Schwägerin Lissi Fülz Kuchen gebacken. Sie haben den Kuchen dann zu dritt zu den Soldaten nach Budapest gebracht. Sie hatten Glück, dass sie noch rechtzeitig aus der Stadt herauskamen. Denn dann ging es los mit Kanonenbeschuss und Granateneinschlägen und Bomben. Die Front nach Budapest ging von Budaörs aus. Es war die Hölle für die Menschen. Was für mein Empfinden das schlimmste gewesen sein musste, war die Situation für die Kinder. Die kleinen schrien furchtbar und die größeren weinten bitterlich.

Das schwächste Glied in der Gesellschaft waren die Kinder und die jungen Mütter, die ihre Kinder vor diesem schrecklichen Geschehen nicht schützen konnten. Sepp Laboranovits rief mich an und erzählte mit von diesem Heiligen Abend, den er im Kloster bei den Schwestern verbrachte, wo er mit seiner Familie im Keller Unterschlupf fand. Seine Großmutter und auch seine Mutter haben im Kloster geputzt. Es kamen noch viele Leute mehr dazu. Die Nonnen hatten im Keller einen Altar aufgebaut und Pfarrer Schick hielt dort im Keller die Mitternachtsmette. Oben donnerten die Kanonen. Eine Granate schlug im Keller ein. Zum Glück war es ein Blindgänger, der sich nicht entzündete. Die Leute suchten auch in den Weinkellern Schutz. Die Raketen schlugen in einigen Kellern ein und trafen viele Menschen. Auch Kleinkinder und Frauen, die gerade vor die Haustür traten wurden getroffen. Meine Mutter war bei Weisskopf-Kreislers, deren Familie und deren Schwestersohn Toni Priskal. Tonivetter, seine Eltern und seine Schwester Midi Priskal mit ihrer kleinen Tochter und auch Michelbergers, die Schwiegereltern von Midi, waren anwesend. Schon alleine das Beieinandersein gab ihnen die Kraft, dieses schreckliche Geschehen seelisch zu ertragen. Draußen dröhnten die Lautsprecher und das Gedonner der Kanonen. Der Himmel war von den vielen Leuchtkugeln, die die Russen in die Luft schossen, so rot, als würde es brennen.« [...]
Lesen Sie mehr in der Printausgabe.

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