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Kultur

Ein Boot steht auf einsamer Bühne

Balázs Kovalik inszeniert Benjamin Brittens Oper »Peter Grimes« in München
Ein Boot steht auf einsamer Bühne
»Peter Grimes« in München: Gerhard Siegel als Peter Grimes, Raphael Schütz als Boy (John), Martin Hausberg als Hobson und der Chor
Foto: Thomas Dashuber
Englische Küstenromantik mit Kreidefelsen und Schiffen enthält uns Bühnenbildner Csaba Antal vor in der Neuinszenierung von Benjamin Brittens Oper »Peter Grimes«, die am 21. Oktober im Prinzregententheater in München als Produktion des gerade umbaubedingt heimlosen Staatstheaters am Gärtnerplatz, Münchens nicht uninteressantem zweiten Opernhaus, Premiere hatte. Für die Inszenierung von Balázs Kovalik hat er in den leeren Bühnenraum einen riesigen blauen Container gestellt, der ein raffiniertes Innenleben besitzt. Am Bühnenportal ist links und rechts ein schwenkbarer Kranausleger installiert. Und dann spielt noch eine in der Höhe des Bühnenturms aufgehängte riesige Plastikfolie eine wichtige Rolle. Sie erhält am Ende des zweiten Akts eine wichtige Rolle, wenn der Junge John den Fels hinabstürzen soll. Hier stürzt er von einem der Kranausleger auf die von Statisten gespannte Folie und kullert so tatsächlich den »Hang« hinab.

Es ist also eher die Ästhetik eines modernen Containerhafens, die den Rahmen für die Geschichte des Fischers Peter Grimes bildet, der durch Unglücksfälle seine Lehrbuben verliert – mit überzogen großem Dutt für die Chordamen. Mari Benedeks Kostüme verweisen auf die Sechzigerjahre. Sie machen aus dem Chor eine uniforme Masse. So säuft man im Pub. Oder man feiert – nun im Obergeschoss des nun an der Seite offenen Containers. Der man frömmelt bei Choralgesang in der Kirche – ein raffinierter Effekt mit dem an der Schmalseite offenen Container mit ansteigendem Kirchengestühl. Das ist dann auch die richtige Grundlage, um mit moralischem Anspruch Gerüchte über Peter Grimes zu verbreiten. Regisseur Balázs Kovalik gelingt ein effektvoller Kunstgriff, wenn aus den Chorherren im schwarzen Anzug durch geringe Verwandlung sich eine Truppe formiert, die mit harten Trommelschlägen zu Peter Grimes’ Haus marschiert. Nicht von ungefähr erinnert diese Truppe an die »ungarische Garde«. Die Assoziation ist gar nicht so weit hergeholt. Genau so etwas scheint Komponist Britten vorgeschwebt zu haben, unterlegt er doch die Szene mit einer entsprechenden Musik.

Und doch gibt es eine Schiffsassoziation. Ein kleines Boot aus Folie – die Folie ist das dominierende Element der Inszenierung – rückt manchmal ins Zentrum des Geschehens. Es ist Grimes’ Fischerboot, das da hereinfährt. In der Schlussszene steht es in der Mitte der Bühne. Hell erleuchtet, hat es fast eine geisterhafte Wirkung. Der Geist seines Lehrbuben zieht Grimes in dieses Boot und damit versinkt er schließlich. Hervorzuheben ist übrigens das von Michael Heidinger gestaltete Licht, das die Bühne immer wieder in bemerkenswerte Lichtfarben taucht.

Ist in der 1810 erschienenen literarischen Vorlage von George Crabbe, der Erzählung »The Borough«, ist Peter Grimes ein brutaler Fischer, der von den Geistern der ihm bis zum Tod misshandelten Lehrlinge verfolgt wird, leidet Brittens Peter Grimes unter dem Verhalten der Dorfbewohner, die ihn ausgrenzen. Zwar kommen auch in der Oper zwei Lehrlinge zu Tode, doch geschieht dies durch Unglücksfälle. Peter Grimes ist trotzdem kein Mensch, den man so schnell ins Herz schließt. Dies merkt in der Oper auch die Lehrerin Ellen, die eine Beziehung mit ihm sucht, von seinem Jähzorn jedoch immer wieder gebremst wird. Gerhard Siegel verkörpert mit mächtiger Statur diesen einsamen Fischer, der von einer besseren Welt und Wohlstand träumt und letztendlich an sich und der Welt scheitert. Der Tenor meistert die teilweise spröde und sehr anspruchsvolle Partie kraftvoll bis zum Schluss. Dieser jähzornige Fischer muss eben auch sanft von den Gestirnen singen können. Die Rolle ist nicht so geradlinig und eindeutig. Es ist eine komplexe Rolle, ein Charakter voller Widersprüche. Gerhard Siegels Gesang macht dies glaubhaft. [...]
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